Erinnerungen – Zu Hause

Zu Hause ist bei mir – der Garten.

Wann immer Ferien oder Wochenende war, fuhr ich zu den Großeltern. Oft kam mein Großvater, mit seiner Schwalbe mich abzuholen. Später fuhr ich die 25 km von meiner Elternstadt mit dem Fahrrad zu den Großeltern. Auf dem Moped meines Großvaters begann schon die Freiheit. Nicht wie bei den Eltern Fahrten im nach Benzin und nach Garage riechenden Auto, dessen Fenster nicht geöffnet werden durften, sauste mir der Wind durch die Haare. Gut und sicher sass ich, durch den Rücken des alten Mannes vor einem zuviel von Wind geschützt. Die Großmutter wartete schon auf uns, einen Marmorkuchen in der Backröhre als Willkommensgruss.

Ab in den Garten, ab in’s dahinter gelegene Lützeltal. Eine Fläche des Gartens, die mir damals riesig erschien, war mit Erdbeeren bepflant. Zum Verkauf und zur Aufbesserung der Rente gedacht, durfte ich davon essen soviel ich wollte. Vorn am Haus stand meines Großvaters Geräteschuppen. An seinen Wänden habe ich Nägel einschlagen geübt. Um dahin zu gelangen, musste ich über die Haustür gehend eine halbe Gartenrunde drehen. Die Verandatür, die mich heute direkt in den Garten lässt, hat erst viele Jahre später mein Mann eingebaut.

Umrahmt war die Haustür mit einem Busch roter Kletterrosen, duftend leuchteten sie und wuchsen üppig im hohen Bogen, den Eingang gleichsam beschützend. Nach einem Frost schnitt meine Großmutter sie zurück, was nach und nach ihr Eingehen zur Folge hatte. Die weiße Rose, die jetzt an meiner Tür wächst, ist der Erinnerung an die andere, verlorene Rose gewidmet.

Sie selber, sowie auch die Veranda stehen auf dem Platz an dem sich mein Kinderbeet befunden hat. Was ich darauf gepflanzt habe, ist genauso vergangen wie die rote Rose.

Neben meinem Beet befand sich der Wasserhahn. Den Schlauch daran gesteckt, war er Ursprung lustiger Wasserspritzerein. Daneben stand auf einem Tischchen der Entsafter meiner Großmutter oder ihr Einkochtopf. An einem schmalen Tisch im Schatten der Garagenwand sitzend, haben sie, der Großvater und ich im Freien die Früchte zum Einwecken vorbereitet. Bei mir sind immer mehr im Bauch als in den Topf gewandert. Gelacht darüber haben die Großeltern, nicht geschimpft.

Zwei Gärten weiter lebt seit einigen Jahren eine junge Familie mit zwei kleinen Mädchen, deren Lachen und Toben meinem Garten Lebenstöne bringt. Vor kurzem hat der Vater einen Gemüsegarten angelegt. Von weitem höre ich wie er seinen Mädels das Gießen erklärt:“den Wasserschlauch müsst ihr danach leer laufen lassen, sonst liegt er in der Sonne und das Wasser dehnt sich durch die Wärme aus, dann platzt er…“.

Die Erinnerung lebt. Beruhigend.

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18 Antworten zu “Erinnerungen – Zu Hause

  1. Ich als Großstadtkind kann da schon ein bissel neidisch werden. Ich fange jetzt erst an (mit 60) die Natur zu entdecken. Aber besser spät als nie.

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  2. Warum durften die Fenster nicht geöffnet werden?

    Eine herrliche Kindheit hast Du verbringen können und daher sind wir überzeugt, dass Du dies Deinen eigenen Kindern auch ermöglicht hast. Und nun bist Du die Oma, welche den Kuchen als Willkommensgruß im Ofen hat….. 🙂 ❤

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  3. Das sind wertvolle Prägungen für das gesamte Leben… 👍

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  4. Coole Songauswahl…👏😅

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  5. Es ist wunderbar von deinen Wurzeln zu lesen und einige bei meinen Großeltern teile ich, dennoch bin ich ein Rumtreiber und habe nur mehr Luftwurzeln, die sich auf jedem Eckchen festkrallen, welches nach Rast und Ruhe aussieht …

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  6. tolle Erinnerungen die du mit uns teilst, danke ❤

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  7. Wie gerne ich dies gelesen habe, Vergangenes ins Jetzt getragen, eine weiße Rose zur Erinnerung, so schön!!!
    Ich habe in diesem Frühjahr mit den Enkelkindern Kartoffeln gepflanzt und nun wollen sie immer schauen wie sie gedeihen und verstehen noch nicht ganz das Grün und dass die Kartoofel Babies unter der Erde macht, aber der Enkelsohn freut sich schon auf seine Treckerfahrt druch den Garten, wenn wir sie ernten …
    ich denke dieser Tage oft an dich!
    herzlichst
    Ulli

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