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Zum Tag

Der Alltag (nicht nur) in Chemnitz für Frauen wird immer schwieriger.

https://www.tag24.de/nachrichten/sachsen-chemnitz-sex-angriff-frau-bedraengt-vergewaltigt-taeter-geflohen-polizei-zeugen-646562

Zum Tag

Essen geht wieder – erst wenn das Alltägliche verloren geht – wird dessen Wert bewusst. Ich habe auch zugeschlagen. Mein Mann hat mich in meinen Lieblingsdorfgasthof eingeladen und ich habe eine Schweinshaxe vertilgt, mit Sauerkraut und Bratkartoffeln. Jawoll.

Im neuen Stern lese ich einen Artikel über Angela Merkel. Der Autor dichtet ihr an, zumindest verstehe ich es so, von ihrem Mann geleitet zu sein. „Wieviel Sauer steckt in Merkel?“ Mir platzt mal wieder der Kragen. Ist es denn nicht vorstellbar, dass eine Frau allein fähig ist zu regieren? Ihre umstrittene Person dazu lasse ich außen vor, aber das sie Mann gesteuert sein soll, schlägt dem Fass den Boden aus. Frauen in der DDR sind dazu erzogen wurden, sich gleichwertig zu fühlen, das ist eine der größten Errungenschaften dieses untergegangen Staates.

Der Garten gleisst in der Sonne, dass es eine Lust ist.

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Schönes Weibliches oder Faust I im Chemnitzer Schauspielhaus

Dieser Artikel fällt mir schwer. Ich bin ein Freund des Althergebrachten, mit Modernem tue ich mich ebenfalls schwer. Das Chemnitzer Schauspielhaus ist jedoch Garant für die Inszenierung alter Stücke in moderner Form. Mit meinem Mann besuche ich Faust I. 

Das Chemnitzer Schauspielhaus

http://www.chemnitz.de/chemnitz/de/kultur-freizeit/buehne/theater/schauspiel/

ist dem Chemnitzer Theater angeschlossen.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Theater_Chemnitz

Gelegen ist es im Park der Opfer des Faschismus. 

Schon hier begegnen mir schöne, weibliche Steinfiguren. 

Im Gegensatz zu vielen fasziniert mich in Faust nicht er selbst, nicht Mephisto sondern die Figur des Gretchens. Trotz ihrer Handlungen ist sie für mich die positive Figur dieses Stückes. Ihre grauenhaften Taten entsprechen nicht ihrer Seele, sondern sie entspringen dem vorherrschenden Zeitgeist.

In der Halle des Schauspielhauses warten eine Menge Gretchen auf die Aufführung,

die in ebendieser ein Vorspiel – den Faustomat – hat. Ins Publikum gemischte Schauspieler

geben den Faustomaten

Anweisungen. Die schlechten kommen von einer schönen Dame im Frack,

die zu eigenständiger Handlung aufrufenden von oben gezeigtem jungen Mann in trendiger Uraltlederjacke.

Ein Zeitvertreib bis zur Aufführung, mehr für mich nicht.

Das ausverkaufte Stück beginnt.

Dem ersten Akt kann ich schwer folgen. Zu viel Ballett, zu wenig vom Zauber der weiblichen Wallpurgisnacht. Für den Beginn suchte sich der Regiseur aus den drei verschiedenen Möglichkeiten die der Unterhaltung Gottes mit dem Teufel. Dass Gott hier weiblich besetzt ist versöhnt mich. 

Nach der Pause im zweiten Akt die Überraschung. Mit großer Stärke arbeitet sich das Stück auf die Kerkerszene hin, die von einem beseelten Gretchen und einen fühlendem Faust intensiv wiedergegeben wird. In ihrem “ Heinrich mir graust vor dir“ , das auch Schlusssatz ist, liegt der Aufschrei gedemütigter, liebender Frauenkraft.

Ein guter Abend, viel Applaus, viel Weibliches – schön an Seele, Geist und Körper.

Johann Wolfgang von Goethe > Faust: Eine Tragödie

Kapitel 28
Kerker
Faust (mit einem Bund Schlüssel und einer Lampe, vor einem eisernen Türchen):

Mich faßt ein längst entwohnter Schauer,
Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an
Hier wohnt sie hinter dieser feuchten Mauer
Und ihr Verbrechen war ein guter Wahn
Du zauderst, zu ihr zu gehen!
Du fürchtest, sie wiederzusehen!
Fort! dein Zagen zögert den Tod heran.

(Er ergreift das Schloß. Es singt inwendig.)

Meine Mutter, die Hur
Die mich umgebracht hat!
Mein Vater, der Schelm
Der mich gessen hat!
Mein Schwesterlein klein
Hub auf die Bein
An einem kühlen Ort;
Da ward ich ein schönes Waldvögelein;
Fliege fort, fliege fort!

Faust (aufschließend) :

Sie ahnet nicht, daß der Geliebte lauscht,
Die Ketten klirren hört, das Stroh, das rauscht.

(Er tritt ein.)

Margarete (sich auf dem Lager verbergend):

Weh! Weh! Sie kommen. Bittrer Tod!

Faust (leise):

Still! Still! ich komme, dich zu befreien.

Margarete (sich vor ihn hinwälzend):

Bist du ein Mensch, so fühle meine Not.

Faust:

Du wirst die Wächter aus dem Schlafe schreien!

(Er faßt die Ketten, sie aufzuschließen.)

Margarete (auf den Knien):

Wer hat dir Henker diese Macht
Über mich gegeben!
Du holst mich schon um Mitternacht.
Erbarme dich und laß mich leben!
Ist’s morgen früh nicht zeitig genung? (Sie steht auf.)
Bin ich doch noch so jung, so jung!
Und soll schon sterben!
Schön war ich auch, und das war mein Verderben.
Nah war der Freund, nun ist er weit;
Zerrissen liegt der Kranz, die Blumen zerstreut.
Fasse mich nicht so gewaltsam an!
Schone mich! Was hab ich dir getan?
Laß mich nicht vergebens flehen,
Hab ich dich doch mein Tage nicht gesehen!

Faust:

Werd ich den Jammer überstehen!

Margarete:

Ich bin nun ganz in deiner Macht.
Laß mich nur erst das Kind noch tränken.
Ich herzt es diese ganze Nacht;
Sie nahmen mir’s, um mich zu kränken,
Und sagen nun, ich hätt es umgebracht.
Und niemals werd ich wieder froh..
Sie singen Lieder auf mich! Es ist bös von den Leuten!
Ein altes Märchen endigt so,
Wer heißt sie’s deuten?

Faust (wirft sich nieder):

Ein Liebender liegt dir zu Füßen,
Die Jammerknechtschaft aufzuschließen.

Margarete (wirft sich zu ihm):

O laß uns knien, die Heil’gen anzurufen!
Sieh! unter diesen Stufen,
Unter der Schwelle
Siedet die Hölle!
Der Böse,
Mit furchtbarem Grimme,
Macht ein Getöse!

Faust (lacht):

Gretchen! Gretchen!

Margarete (aufmerksam):

Das war des Freundes Stimme!

(Sie springt auf. Die Ketten fallen ab.)

Wo ist er? ich hab ihn rufen hören.
Ich bin frei! mir soll niemand wehren.
An seinen Hals will ich fliegen,
An seinem Busen liegen!
Er rief Gretchen! Er stand auf der Schwelle.
Mitten durchs Heulen und Klappen der Hölle,
Durch den grimmigen, teuflischen Hohn
Erkannt ich den süßen, den liebenden Ton.

Faust:

Ich bin’s!

Margarete:

Du bist’s! O sag es noch einmal!
(Ihn fassend.) Er ist’s! Er ist’s! Wohin ist alle Qual?
Wohin die Angst des Kerkers? der Ketten?
Du bist’s! Kommst, mich zu retten.
Ich bin gerettet!
Schon ist die Straße wieder da
Auf der ich dich zum ersten Male sah
Und der heitere Garten
Wo ich und Marthe deiner warten

Faust (fortstrebend):

Komm mit! Komm mit!

Margarete:

O weile
Weil ich doch so gern, wo du weilest. (Liebkosend.)

Faust:

Eile!
Wenn du nicht eilest
Werden wir’s teuer büßen müssen.

Margarete:

Wie? du kannst nicht mehr küssen?
Mein Freund, so kurz von mir entfernt
Und hast’s Küssen verlernt?
Warum wird mir an deinem Halse so bang?
Wenn sonst von deinen Worten, deinen Blicken
Ein ganzer Himmel mich überdrang
Und du mich küßtest, als wolltest du mich ersticken.
Küsse mich!
Sonst küß ich dich! (Sie umfaßt ihn.)
O weh! deine Lippen sind kalt,
Sind stumm.
Wo ist dein Lieben
Geblieben?
Wer brachte mich drum? (Sie wendet sich von ihm.)

Faust:

Komm! Folge mir! Liebchen, fasse Mut!
Ich herze dich mit tausendfacher Glut
Nur folge mir! Ich bitte dich nur dies!

Margarete (zu ihm gewendet):

Und bist du’s denn? Und bist du’s auch gewiß?

Faust:

Ich bin’s! Komm mit!

Margarete:

Du machst die Fesseln los,
Nimmst wieder mich in deinen Schoß.
Wie kommt es, daß du dich vor mir nicht scheust?
Und weißt du denn, mein Freund, wen du befreist?

Faust:

Komm! komm! schon weicht die tiefe Nacht.

Margarete:

Meine Mutter hab ich umgebracht,
Mein Kind hab ich ertränkt.
War es nicht dir und mir geschenkt?
Dir auch. – Du bist’s! ich glaub es kaum.
Gib deine Hand! Es ist kein Traum!
Deine liebe Hand! – Ach, aber sie ist feucht!
Wische sie ab! Wie mich deucht,
Ist Blut dran.
Ach Gott! was hast du getan!
Stecke den Degen ein,
Ich bitte dich drum!

Faust:

Laß das Vergangne vergangen sein,
Du bringst mich um.

Margarete:

Nein, du mußt übrigbleiben!
Ich will dir die Gräber beschreiben,
Für die mußt du sorgen
Gleich morgen;
Der Mutter den besten Platz geben,
Meinen Bruder sogleich darneben,
Mich ein wenig beiseit‘,
Nur nicht gar zu weit!
Und das Kleine mir an die rechte Brust.
Niemand wird sonst bei mir liegen! –
Mich an deine Seite zu schmiegen,
Das war ein süßes, ein holdes Glück!
Aber es will mir nicht mehr gelingen;
Mir ist’s, als müßt ich mich zu dir zwingen,
Als stießest du mich von dir zurück;
Und doch bist du’s und blickst so gut, so fromm.

Faust:

Fühlst du, daß ich es bin, so komm!

Margarete:

Dahinaus?

Faust:

Ins Freie.

Margarete:

Ist das Grab drauß,
Lauert der Tod, so komm!
Von hier ins ewige Ruhebett
Und weiter keinen Schritt
Du gehst nun fort? O Heinrich, könnt ich mit!

Faust:

Du kannst! So wolle nur! Die Tür steht offen!

Margarete:

Ich darf nicht fort; für mich ist nichts zu hoffen.
Was hilft es, fliehn? Sie lauern doch mir auf.
Es ist so elend, betteln zu müssen
Und noch dazu mit bösem Gewissen!
Es ist so elend, in der Fremde schweifen
Und sie werden mich doch ergreifen!

Faust:

Ich bleibe bei dir

Margarete:

Geschwind! Geschwind!
Rette dein armes Kind!
Fort! immer den Weg
Am Bach hinauf,
Über den Steg,
In den Wald hinein,
Links, wo die Planke steht,
Im Teich.
Faß es nur gleich!
Es will sich heben,
Es zappelt noch!
Rette! rette!

Faust:

Besinne dich doch!
Nur einen Schritt, so bist du frei!

Margarete:

Wären wir nur den Berg vorbei!
Da sitzt meine Mutter auf einem Stein,
Es faßt mich kalt beim Schopfe!
Da sitzt meine Mutter auf einem Stein
Und wackelt mit dem Kopfe
Sie winkt nicht, sie nickt nicht, der Kopf ist ihr schwer,
Sie schlief so lange, sie wacht nicht mehr.
Sie schlief, damit wir uns freuten.
Es waren glückliche Zeiten!

Faust:

Hilft hier kein Flehen, hilft kein Sagen,
So wag ich’s, dich hinwegzutragen.

Margarete:

Laß mich! Nein, ich leide keine Gewalt!
Fasse mich nicht so mörderisch an!
Sonst hab ich dir ja alles zulieb getan.

Faust:

Der Tag graut! Liebchen! Liebchen!

Margarete:

Tag! Ja, es wird Tag! der letzte Tag dringt herein;
Mein Hochzeittag sollt es sein!
Sag niemand, daß du schon bei Gretchen warst.
Weh meinem Kranze!
Es ist eben geschehn!
Wir werden uns wiedersehn;
Aber nicht beim Tanze.
Die Menge drängt sich, man hört sie nicht.
Der Platz, die Gassen
Können sie nicht fassen.
Die Glocke ruft, das Stäbchen bricht.
Wie sie mich binden und packen!
Zum Blutstuhl bin ich schon entrückt.
Schon zuckt nach jedem Nacken
Die Schärfe, die nach meinem zückt.
Stumm liegt die Welt wie das Grab!

Faust:

O wär ich nie geboren!

Mephistopheles (erscheint draußen) :

Auf! oder ihr seid verloren.
Unnützes Zagen! Zaudern und Plaudern!
Mein Pferde schaudern,
Der Morgen dämmert auf.

Margarete:

Was steigt aus dem Boden herauf?
Der! der! Schick ihn fort!
Was will der an dem heiligen Ort?
Er will mich!

Faust:

Du sollst leben!

Margarete:

Gericht Gottes! dir hab ich mich übergeben!

Mephistopheles (zu Faust):

Komm! komm! Ich lasse dich mit ihr im Stich.

Margarete:

Dein bin ich, Vater! Rette mich!
Ihr Engel! Ihr heiligen Scharen,
Lagert euch umher, mich zu bewahren!
Heinrich! Mir graut’s vor dir.

Mephistopheles:

Sie ist gerichtet!

Stimme (von oben):

Ist gerettet!

Mephistopheles (zu Faust):

Her zu mir!

(Verschwindet mit Faust.)

Stimme (von innen, verhallend):

Heinrich! Heinrich!

<< Kapitel 27

„Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“ – ein Film von Freya und Nadja Klier zur Gleichberechtigung und Doppelbelastung von Frauen in der DDR

Eine wahrhaftige Gleichberechtigung der Frauen hat es in der DDR nicht gegeben. Was unter dem Namen Gleichberechtigung betrieben wurde, hatte hauptsächlich den Sinn der herrschenden Klasse, und das waren keinesfalls die Arbeiter und Bauern, in die von ihr betriebene Propaganda zu passen. Typisch dafür ist auch das Fehlen von Frauen in der Regierung. Die blauhaarige Margot schwamm nur im Fahrtwasser ihres Vorsitzenden. Darum singt dieses Lied auch kein Männerchor – Männer waren voll als Arbeitskräfte zum „Wohle des Sozialismus“ eingeplant – sondern ein Kinderchor singt das Lied, das der überforderten, berufstätigen Hausfrau Unterstützung bringen sollte. Beeinflussung zum „Wohle des Volkes“ war ab frühster Kindheit eingeplant, auch das ein Grund für das Vorhandensein der staatlichen Einrichtungen zur Kinderbetreuung ab dem Säuglingsalter im ausreichenden Maß.

Denke ich über Gleichberechtigung nach, denke ich gleichzeitig an die Art wie in der DDR Gleichberechtigung zwangsmäßig und unabänderlich vorgeschrieben wurde. Eine Wahl zwischen Beruf und/oder Kindern gab es für DDR-Frauen nicht. Ihnen wurde beides abverlangt und staatlich verordnet. Einer Studie aus dem Jahr 1965 nach lag die Verteilung der Hausarbeit in der DDR bei 7 : 1. Sieben Teile erledigte die Frau, die gleichzeitig arbeiten ging. Durch ihre Berufstätigkeit abgesichert, nahmen ab den 70er Jahren das viele Frauen nicht mehr einfach hin. Allerdings konnten sie an der eigentlichen Doppelbelastung nichts ändern. Ändern konnten sie lediglich etwas an ihrer Partnerschaft. Da der männliche Partner das Problem der Frau oft nicht erkannte oder ignorierte, ließ DDR-Frau sich scheiden. Eine Scheidung war in der DDR ohne Anwalt und Gerichtskosten möglich. Es gab keine Rentenausgleichszahlungen. Diese vereinfachte Form der formellen Möglichkeit einer offiziell beglaubigten Trennung führte dazu, dass die DDR in den 70er Jahren die höchste Scheidungsrate in Europa aufwies. Die Möglichkeit des legalen Schwangerschaftsabruches ohne vorherigen Zwang zur Beratung wurde genutzt und das in einem Umfang den ich persönlich für fahrlässig halte.

Wie Frauen in der DDR ihren vielfältigen Belastungen versuchten gerecht zu werden, schildert der Film „Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“ von Freya Klier und ihrer Tochter Nadja Klier.

http://www.rbb-online.de/doku/u-w/wenn-mutti-frueh-zur-arbeit-geht.html

Die Erstausstrahlung dieses Filmes läuft am 7.März 2017, 22.45 Uhr auf RBB.

Selbst erinnere ich mich an beides. An die Belastungen durch die doppelte Pflicht und an die mir zuteil werdende erleichternde Unterstützung. Meine Ausbildung konnte ich während der Schwangerschaft unterbrechen und dannach erfolgreich beenden. 1983 gab es für mich und meine Tochter allerdings nur 6 Wochen Schonzeit vor und 20 Wochen nach der Geburt. Dannach mussten ich mein Kind zur Betreuung in eine der ausreichend vorhanden Kinderbetreuungseinrichtungen bringen. Mir ist das schwer gefallen. Ich erinnere mich an die Müdigkeit meiner kleinen Tochter und an meine eigene, wenn ich wochentags 4.30 Uhr aufstehen musste, um mein Kind bis 6.00 Uhr in die Kinderkrippe gebracht zu haben. 6.08 Uhr fuhr mein Bus, 6.00 Uhr öffnete die Krippe. Oft habe ich mein Kind, wartend auf die Kindergärtnerin, allein auf der Bank im Vorraum sitzend zurück lassen müssen, um den Bus zu erreichen, der mich auf Arbeit brachte. Natürlich hat mich die Kindergärtnerin dafür gerügt, ich mich selbst noch mehr, aber was sollte ich tun? Meine Stationsschwester hatte keinerlei Nachsicht, mein Mann war zum Studium, ich musste die Fehlzeiten nacharbeiten, wenn mein Mann da war und die Betreuung übernehmen konnte. Erst ein von mir eingefordertes, klärendes Gespräch mit der Oberschwester brachte mir geringfügig Erleichterung „Es muss in unserem Staat garantiert sein, dass eine allein erziehende Mutter (und das war ich durch das Studium meines Mannes) ihr Kind aus der Einrichtung abholen kann“. Damit hatte sie mir einen Vorteil gegenüber der kinderlosen, alleinstehenden Stationsschwester verschafft. Zu verdanken hatte ich diese Aussage ihrerseits einem vorausgegangenen Ereignis. Wir Schwesternschülerinnen wurden für eine gewisse Zeit von unserer praktischen Lernarbeit „beurlaubt“, um als kostenlose Reinigungskräfte das neuerbaute Bezirkskrankenhaus zur Übergabe zu säubern. Ich war der dies kontrollierenden Oberschwester durch meinen Fleiß aufgefallen und in ihrem Gedächtnis geblieben. In einigen meiner Erinnerungen habe ich ausführlicher über diese Zeit geschrieben.

https://www.google.de/amp/s/teil2einfachesleben.wordpress.com/2016/02/06/erinnerungen-vom-leben-und-vom-sterben/amp/

Freya Klier ist eine der bekanntesten DDR-Bürgerrechtlerinnen.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Freya_Klier

Für alle, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen interessieren und/oder einsetzten, ist dieser – ihr ureigenst erlebter – Film eine Hilfe bzw. Erinnerung, um das Leben der Frauen in der DDR besser zu verstehen oder überhaupt kennen lernen zu können.

Das Letzte vom Tag

Frauendarstellungen spielen in Märchen eine große Rolle. Ihre Figuren sind darin belegt mit Grundsätzlichem. Gut oder Böse, Spielraum bleibt kaum. Frauen in der Geschichte spielen eine gänzlich andere Rolle. Lebensspenderinnen, Schattenfrauen, Hintergrundspersonen, kluge Wissenschaftlerinnen, diplomatische Vermittlerinen. Vor dem Mittelalter war die Rolle welche Frauen innehatten größer als heute wahrgenommen. Wann und warum ist das Wissen darum abhanden gekommen?

Parallel zu meiner Kategorie Klostermedizin plane ich eine Reihe über Frauen im Lauf der Geschichte. Ich freue mich drauf.

Zum Tag

Was würde mit einer europäischen Frau geschehen, die in arabischen Landen im Bikini am öffentlichen Strand baden geht? Es würde ihr (mindestens) verboten werden.

Was geschieht einer arabischen Frau die in europäischen Landen im Burkini badet?

Gleiches Recht für alle! Hauptsächlich fordere ich die Gleichstellung und Achtung von Frauen in der gesamten Welt ohne vorgeschobene religöse Gründe.

Das Letzte vom Tag

Draußen Einheitssuppe.
Trotzdem, es frühlingt.
Das Lungenkraut blüht und die Himmelschlüßelchen, die Iris zeigt grün und auch der Mohn.
Meine Kräuter treiben aus.
Im vergangenen Frühjahr überraschte mich ein Päckchen der Schlemmerbalkonjer.
https://schlemmerbalkon.wordpress.com/
Waldmeister war darin. Im Herbst habe ich ihn aus seiner Schale in den Garten umgesetzt, nun treibt er zu meiner Freude aus.

image

In der Zeitung lese ich, dass auf der Bahnstrecke Chemnitz-Leipzig Frauenabteile eingeführt worden sind.
Oft las ich in der letzten Zeit von eigenwilligen Anmachversuchen junger ausländischer Männer, gerade in den Zügen…
Sollte das der Grund sein?
Ach wo, schlechte Gedanken gehören aussortiert und welche Wahrheiten stehen schon in den Zeitungen!?
Frauenparkplätze gibt es ja auch…
Auch die britisch-irakische Architektin Zaha Hadid ist gestorben.
Ein forderndes erstes Quartal des Jahres geht zu Ende.

Weltengleicher Unterschied

Geboren wurde ich in einem kleinen Ort.
Noch keine Stadt, kein Dorf mehr.
Eine schmale Straße führt wenige Autofahrer an weit hinten in Wiesen geborgenen Häusern vorbei.
Zäune dienen dazu, Ziegen und Hühner nicht auf die Straße laufen zu lassen.
Das sieht nach Unschuld aus, nach Einvernehmen.
Jeder grüßt jeden, weil er ihn kennt.
Und schaut.
Nach allem und jedem Detail.
Weihnachtsfunkelnde Beleuchtung, das Auto steht in der Garage…
Die Kinder dieser Generation gehen entweder in die Städte oder werden eigenbrödlerischer als ihre Eltern je waren.
Und dennoch ist da Einklang.
Nachrichten werden gesehen, sie bedrängen nicht den persönlichen Alltag.
Schlimm ist, was in der Welt geschieht, gern hilft man dem SOS Kinderdorf.
Der eigene Alltag ist voll täglicher Last.
Waren es früher Kinder, Küche, Kirche ist zumindest das letzte K weggebrochen, wird ersetzt durch Berufstätigkeit.
Mein Gott…in der Kirche konnte man wenigstens noch gemeinsam mit anderen singen.
Die Arbeit frisst auf, für Frauen nach wie vor mit anderem Lohn.
Dafür braucht weniger gekocht zu werden, ganze Industriezweige bieten Nahrung aus der Dose, mit fertigen Zutaten und alles ganz fix.
Wertigkeit? Keine Zeit!
Und doch geht es mir als Frau gut in dieser Art der Gesellschaftsform. Immerhin darf ich seit einigen Jahrzehnten frei wählen.
Ich trage, was ich will. Dass die Nachbarn tuscheln, stört nur bedingt.
Oder ich bin die in die Stadt Gezogene.
Treibe täglich Sport, ernähre mich biologisch-ökologisch. Fit im Körper und im Hirn.
Mir gehört die Welt.
Kinder? Um Himmels Willen…in dieser Zeit…auf dieser Welt?
Außerdem habe ich gerade eine Stunde bei meinem Psychoanalytiker…“Warum wollten meine Eltern Kinder ?“ versucht er mir in der 60. Stunde zu erklären.
Und dann kommst du – Schwester – mir auf der Straße entgegen.
Genau wie ich kommst du aus einem Ort, der nicht Stadt und auch nicht Dorf ist.
Du hast Mut. Du hast Kraft. Du hast ein Ziel.
Dir selbst eine bessere Zukunft zu schaffen.
Gib mir deine Hand.
Ich nehme meine Mütze ab und du dein Kopftuch.
Unsere Haare wehen im Wind.
Das fühlt sich an…wie…Freiheit.