Monatsarchiv: Januar 2016

Sonntagsmärchen

Märchen – zauberhafte Geschichten und Erzählungen mit tieferem Sinn.
Mir nach wie vor Lieblingslektüre und Mußestunde in einem.

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Das Lumpengesindel

Ein Märchen der Brüder Grimm

Hähnchen sprach zu Hühnchen: „Jetzt ist die Zeit, wo die Nüsse reif werden, da wollen wir zusammen auf den Berg gehen und uns einmal recht satt essen, ehe sie das Eichhorn alle wegholt.“ – „Ja,“ antwortete das Hühnchen, „komm, wir wollen uns eine Lust miteinander machen.“ Da gingen sie zusammen fort auf den Berg, und weil es ein heller Tag war, blieben sie bis zum Abend. Nun weiß ich nicht, ob sie sich so dick gegessen hatten, oder ob sie übermütig geworden waren, kurz, sie wollten nicht zu Fuß nach Haus gehen, und das Hähnchen mußte einen kleinen Wagen von Nußschalen bauen. Als er fertig war, setzte sich Hühnchen hinein und sagte zum Hähnchen: „Du kannst dich nur immer vorspannen.“ – „Du kommst mir recht,“ sagte das Hähnchen, „lieber geh ich zu Fuß nach Haus, als daß ich mich vorspannen lasse. Nein, so haben wir nicht gewettet. Kutscher will ich wohl sein und auf dem Bock sitzen, aber selbst ziehen, das tu ich nicht.“

Wie sie so stritten, schnatterte eine Ente daher: „Ihr Diebesvolk, wer hat euch geheißen, in meinen Nußberg gehen? Wartet, das soll euch schlecht bekommen!“ Ging also mit aufgesperrtem Schnabel auf das Hähnchen los. Aber Hähnchen war auch nicht faul und stieg der Ente tüchtig zu Leib, endlich hackte es mit seinen Sporn so gewaltig auf sie los, daß sie um Gnade bat und sich gern zur Strafe vor den Wagen spannen ließ. Hähnchen setzte sich nun auf den Bock und war Kutscher, und darauf ging es in einem Jagen: „Ente, lauf zu, was du kannst!“ Als sie ein Stück Weges gefahren waren, begegneten sie zwei Fußgängern, einer Stecknadel und einer Nähnadel. Sie riefen: „Halt halt!“ und sagten, es würde gleich stichdunkel werden, da könnten sie keinen Schritt weiter, auch wäre es so schmutzig auf der Straße, ob sie nicht ein wenig einsitzen könnten, sie wären auf der Schneiderherberge vor dem Tore gewesen und hätten sich beim Bier verspätet. Hähnchen, da es magere Leute waren, die nicht viel Platz einnahmen, ließ sie beide einsteigen, doch mußten sie versprechen, ihm und seinem Hühnchen nicht auf die Füße zu treten. Spät abends kamen sie zu einem Wirtshaus, und weil sie die Nacht nicht weiterfahren wollten, die Ente auch nicht gut zu Fuß war und von einer Seite auf die andere fiel, so kehrten sie ein. Der Wirt machte anfangs viel Einwendungen, sein Haus wäre schon voll, gedachte auch wohl, es möchte keine vornehme Herrschaft sein, endlich aber, da sie süße Reden führten, er solle das Ei haben, welches das Hühnchen unterwegs gelegt hatte, auch die Ente behalten, die alle Tage eins legte, so sagte er endlich, sie möchten die Nacht über bleiben. Nun ließen sie wieder frisch auftragen und lebten in Saus und Braus. Frühmorgens, als es dämmerte und noch alles schlief, weckte Hähnchen das Hühnchen, holte das Ei, pickte es auf, und sie verzehrten es zusammen; die Schalen aber warfen sie auf den Feuerherd. Dann gingen sie zu der Nähnadel, die noch schlief, packten sie beim Kopf und steckten sie in das Sesselkissen des Wirts, die Stecknadel aber in sein Handtuch, endlich flogen sie, mir nichts, dir nichts, über die Heide voran. Die Ente, die gern unter freiem Himmel schlief und im Hof geblieben war, hörte sie fortschnurren, machte sich munter und fand einen Bach, auf dem sie hinabschwamm; und das ging geschwinder als vor dem Wagen. Ein paar Stunden später machte sich erst der Wirt aus den Federn, wusch sich und wollte sich am Handtuch abtrocknen, da fuhr ihm die Stecknadel über das Gesicht und machte ihm einen roten Strich von einem Ohr zum andern. Dann ging er in die Küche und wollte sich eine Pfeife anstecken. Wie er aber an den Herd kam, sprangen ihm die Eierschalen in die Augen. „Heute morgen will mir alles an meinen Kopf,“ sagte er, und ließ sich verdrießlich auf seinen Großvaterstuhl nieder; aber geschwind fuhr er wieder in die Höhe und schrie: „Auweh!“ Denn die Nähnadel hatte ihn noch schlimmer und nicht in den Kopf gestochen. Nun war er vollends böse und hatte Verdacht auf die Gäste, die so spät gestern abend gekommen waren. Und wie er ging und sich nach ihnen umsah, waren sie fort. Da tat er einen Schwur, kein Lumpengesindel mehr in sein Haus zu nehmen, das viel verzehrt, nichts bezahlt und zum Dank noch obendrein Schabernack treibt.

 

 

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Tagesgedanken

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Still ist es im Haus und warm.
Emsig fliegen vorm Fenster allerlei Vögel, sich ihre Frühstückskörnchen zu holen.
In all ihrer Geschäftigkeit vermitteln sie Ruhe.
Einfach ist ihre Welt.
Futter besorgen, Brut aufziehen, überleben.
Das unterscheidet sich nicht von menschlichen Bedürfnissen.
Ruhig wäre es in der Menschenwelt, bliebe es dabei. Wir kriegen den Hals nicht voll…meine Auto, mein Haus, mein Boot…
Die Medien verbreiten dieses Bild vom vermeintlichen Glück schnell und weit, andere wollen auch ein Stück vom Kuchen und streben dem gelobten Land entgegen…
Im Garten weht ein starker Wind, er trocknet den schneegetauten, nassen Boden.
Hinter den Wolken bricht eine strahlend klare Fastfrühlingsonne durch.
Meinen Rosmarin bringt sie zum Blühen.
Manchmal wünsche ich mir das Leben leichter – mit klaren Ansagen – so wie in Kinderliedern.


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Das Lied zum Tag

Wonderful Live – Black – gestorben im Januar 2016

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Ich denke laut…

Amsterdam…oder…die Liebe hat total versagt…

1984

2016

http://www.zeit.de/news/2016-01/25/eu-eu-innenminister-beraten-ueber-grenzschutz-25080602

Empfehlenswertes

Lesevergnügen pur.

https://tokaihtotales.wordpress.com/2016/01/03/kein-rezept/

Das Letzte vom Tag

Draußen taut es.
Vorbei die kurze Winterpracht.
Zum Glück habe ich Fotos davon gemacht.
Mein Rosmarin-Schleppmalihn zieht bei den herrschenden Plusgraden wieder ins Freie um.
Überhaupt beginnt es in den Fingern zu kribbeln…
So gern würde ich die Hände in der Erde haben, Neues pflanzen, würde ich Blüten im Garten sehen wollen.
Zu früh.
Etwas großziehen muss ich dennoch unbedingt.
Dann ziehe ich mir eben ein Avocadobäumchen, oder versuche es wenigstens.
Das geht ganz einfach.
Den Avocadokern mit der Spitze nach oben bis zur Hälfte in Wasser legen. Damit er nicht hineinrutscht, bekommt er eine Halterung aus Zahnstochern.
Mal sehen wer wo eher austreibt…

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Das Lied zum Tag

When the Night was young

Sonntagsschmaus – Wiener Schnitzel

Wintersonntage an denen es zögerlich hell wird, das Licht über den ganzen Tag nur spärlich durch die Fensterscheiben fällt, sind mir lieb.
Sie bringen genügend Zeit nach dem späten Aufstehen, mit einer duftenden Tasse Tee, gleich wieder auf’s Sofa zu fallen.
Dort, an meinem Lieblingsplatz, habe ich Ausblick in den Garten. Seine Schneedecke schmilzt schon wieder dahin und die hungrige Vogelschaar fliegt aufgeregt davon, wenn mit donnernden Krachen Schneelawinen vom Dach fallen.
Ihr poltern bringt auch mich in Schwung.
Der Gärtnergatte macht sich auf, die heruntergefallenen Schneeberge zu beräumen und ich tummle mich in meine Küche, um ihm ein ordentliches Essen vorsetzten zu können, wenn er wieder ins Haus kommt.

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Aus der Oberschale der Kalbskeule habe ich mir Schnitzelfleisch besorgt.
Viel mehr braucht es für ein Wiener Schnitzel nicht.
Fast.

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Ich benötige außerdem:

Mehl,
3 Eier
1 EL geschlagene Sahne
Semmelmehl
Salz und Pfeffer
Butterschmalz

Die Schnitzel lege ich, bevor ich sie klopfe, zwischen zwei Folien.
Das spart eine Menge an Aufräumarbeit. Zum Klopfen benutze ich eine Pfanne und keinen Fleischklopfer, damit die Fleischfasern nicht zerreißen.

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Sind sie platt – beim Klopfen des Fleisches denke ich gern an den einen oder anderen Mitmenschen – kann es weiter gehen.

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Drei tiefe Teller stelle ich mir bereit.
Den ersten davon befülle ich mit Mehl.
In ihm wende ich meine Kalbsschnitzel, bevor sie in den zweiten Teller kommen.

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Darin habe ich die Eier, in die ich Salz, Pfeffer und den Eßlöffel geschlagene Sahne gegeben habe, verquirlt.

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Aber nicht aufschlagen wie ein Rührei, sondern so, dass ich das Eiweiß noch erkennen kann.

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Die übrig gebliebene Eimasse backe ich am Ende zu einem luftigen Omelett, das sehr gut zum Schnitzel selber schmeckt.

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Der nächste Arbeitsgang ist das Panieren der Schnitzel im dritten Teller, der dafür mit Semmelmehl gefüllt ist.
Nachdem ich gutes Fleisch gekauft habe, verwende ich genauso gutes Semmelmehl.

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Jeder Bäcker bietet solches für kleines Geld in guter Qualität an. Noch besser ist es, das Semmelmehl aus altbackenen Brötchen selbst herzustellen.

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Fast schon zum Anbeißen sehen meine Schnitzel aus, als ich sie in eine Pfanne mit heißem Butterschmalz gebe und von beiden Seiten goldbraun brate.

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Das dauert nicht lange, das Fleisch soll unter der knusprigen Kruste zart bleiben.

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Schnell das, vom Panieren übrig gebliebene, Ei zum Omelett ausbacken und neben das Schnitzel geben – fertig.

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Dazu passen hervorragend Salzkartoffeln und Schwarzwurzelgemüse.

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Noch etwas braune Butter über die Kartoffeln laufen lassen und das Lieblingsessen des Gärtnergatten ist damit bereitet. Er kann sich nach der Schneeschipperei ein Gütchen daran tun.
Zufrieden und satt drehe ich nach dem Essen eine kleine Gartenrunde.
Im Blumenkasten hat eine Pflanze die tiefen Temperaturen der letzten Tage nicht überstanden.
Es bleibt ein kahler Fleck.
Nicht lange…

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oder so lange, bis er weggetaut ist.

Das Lied zum Tag

Tausend Sterne sind ein Dom

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Tausend Sterne sind ein Dom 
in stiller, weltenweiter Nacht. 
Ein Licht blüht auf im Kerzenschein, 
das uns umfängt und glücklich macht. 

All dies Schweigen macht uns froh, 
ein Leuchten durch die Herzen geht. 
Und silbern schwingt der hohe Dom, 
vom Hauch der Weihnacht still umweht. 

Alles Dunkel sinkt hinweg, 
wir haben unser Licht entfacht. 
Es leuchtet uns zum neuen Jahr in tiefer, 
sternverklärter Nacht.

( Mir klingt den ganzen Morgen dieses Lied im Kopf, auch wenn Weihnachten vorbei ist. )

Sonntagsmärchen

Märchen – zauberhafte Geschichten und Erzählungen mit tieferem Sinn.
Mir nach wie vor Lieblingslektüre und Mußestunde in einem.

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( Auf dem Foto zu sehende Menschen stehen selbstverständlich in keinem Zusammenhang mit dem Märchen. )

Das Rätsel der drei Groschen (Slowakei)

Es war einmal ein armer Mann, der musste neben einer Landstraße einen Graben ausheben. Niemand weiß, wie es dazu kam, aber eines Tages fuhr sogar der König auf dieser Straße. Als er den Mann bei seiner schweren Arbeit sah, hielt er an und fragte erstaunt: „Sag‘ mir, guter Mann, wie viel Geld verdienst du an einem Tag, wenn du so hart arbeitest?“

„Gnädiger König, ich bekomme am Tag drei Groschen.“ Der König wunderte sich über den geringen Verdienst und fragte, wie denn der Mann von drei Groschen leben könne. Der antwortete: „Wenn mir das ganze Geld zum Leben bliebe, so wäre dies einfach. Doch ich muss von diesen drei Groschen einen zurückgeben, den anderen verleihen und von dem verbliebenen dritten lebe ich.“

Der König versuchte den Mann zu verstehen und rieb sich mit der Hand über seine Stirn, so als wolle er alles überdenken. Doch er fand nicht heraus, was dieser mit ‚zurückgeben‘ und ‚verleihen‘ meinte. Deshalb bat er schließlich seinen Untertan, das Rätsel aufzuklären. 

Da sagte der arme Mensch: „Durchlaucht, es verhält sich so: Ich pflege meinen Vater. Der ist schon recht alt und kann kaum noch aus seinem Bett aufstehen. Aber er hat mich groß gezogen, und ich schulde ihm dafür Dank. Deshalb gebe ich ihm einen von meinen Groschen ab. Dann habe ich aber noch einen kleinen Sohn. Ihm gebe ich den zweiten Groschen, damit ich etwas von ihm bekomme, wenn ich selbst alt bin. Und der dritte Groschen bleibt mir zum Leben.“

Der König begriff und sagte freudig: „Guter Mann, ich habe zu Hause zwölf Ratgeber und Minister. Je mehr ich ihnen aber als Lohn gebe, desto mehr beschweren sie sich, es würde ihnen nicht zum Leben reichen. Wenn ich nach Hause komme, so gebe ich ihnen dein Rätsel auf. Sollten sie jedoch zu dir kommen, um dich nach der Lösung zu fragen, so darfst du sie nicht aufklären, bevor du mein Bild gesehen hast.“

Dann schenkte er dem Mann noch eine Handvoll Dukaten und fuhr weiter. Er war kaum wieder zu Hause, da rief er auch schon seine Ratgeber zu sich. „Ich gebe euch so viel Geld“, sagte er zu ihnen, „und dennoch reicht es euch nicht als Auskommen. Ich habe aber in meinem Land einen Mann getroffen, der verdient am Tag nur drei Groschen. Von diesen drei Groschen gibt er einen als Schuld zurück, einen verleiht er und vom dem verbliebenen lebt er. Und dabei bleibt er ehrlich. Als meine klugen Ratgeber solltet ihr wissen, was hinter dieser Geschichte steckt. Wenn ihr mir aber bis in einer Woche das Rätsel nicht löst, so lasse ich euch alle aus dem Land jagen, denn dann esst ihr nämlich mein Brot zu Unrecht.“

Die viel gerühmten Ratgeber runzelten die Stirn und machten ernste Gesichter und berieten sich lange. Aber sie fanden keine Lösung, weil jeder von ihnen der Klügere sein wollte. Dabei hätte der Verstand eines einfachen Menschen ausgereicht. So vergingen der erste Tag und der zweite. Bald sollten sie vor den König treten, und sie waren dem Rätsel noch immer nicht auf den Grund gekommen.

Schließlich verriet ihnen jemand, wo sie den armen Mann finden würden, der ihnen als einziger aus dieser schwierigen Lage helfen könnte. Sie zögerten nicht und besuchten ihn sogleich. Mit Bitten und mit Drohungen wollten sie ihn dazu bewegen, ihnen das Geheimnis der Groschen zu verraten. Aber der Mann ließ sich nicht einschüchtern. Stattdessen verwies er auf den königlichen Befehl zu schweigen.

„Aber“, so sagte er, „wenn ihr mir ein Bild des Königs zeigt, könnte die Sache vielleicht gut werden, so wie aus dem groben Roggen das feine Mehl entsteht.“ „Wie könnten wir dir ein Bild des Königs zeigen?“, riefen die Ratgeber. „Der König kommt doch nicht auf unseren Wunsch hin zu dir – und wenn, so dürftest du nicht vor ihn treten. Sage uns eine andere Bedingung, die wir erfüllen können, um dich zu einer Antwort zu bewegen.“

„Wenn ihr es nicht selbst herausfindet, so werden wir wohl aus dem gemahlenen Roggenmehl kein Brot backen.“ Die verzweifelten Berater versprachen dem Mann das Blaue vom Himmel herunter, schleppten viel Geld für ihn an, mit dem er auch ohne die Gnade des Königs gut hätte leben können – und all dies nur, um sein Geheimnis zu erfahren. Aber alle ihre Bemühungen ließen ihn kalt. Er verspottete sie sogar, und sagte: „Ihr seid so kluge Herren und könnt Euch doch nicht selbst helfen.“

Endlich hatte der rechtschaffene Mann ein Einsehen mit den hilflosen Fragestellern. Er zog einen der Dukaten aus der Tasche, die ihm der König geschenkt hatte und sagte: „Auf dieser Münze, die ich vom König erhalten habe, ist sein Bild. Ich sehe ihn also, und verstoße deshalb nicht gegen seinen Befehl. Ich darf euch deshalb sagen, was ich will.“ Dann verriet er ihnen, was es mit den drei Groschen auf sich hatte.

Zur festgesetzten Zeit traten die Hofleute vor ihren König und beantworteten ihm seine vor Tagen gestellte Frage. Doch es waren nicht ihre eigenen Einfälle, die sie vortrugen, sondern die Gedanken des armen Mannes. Der König roch sogleich den Braten und ließ den armen Mann holen. Erzürnt fragte er ihn: „Du bist doch ein anständiger Mensch. Wie kannst du da gegen mein königliches Gebot verstoßen und das Rätsel von den drei Groschen aufklären?“ 
„Gnädigster Herrscher, ich habe mich streng an Eure Anweisungen gehalten und war verschwiegen wie ein Grab. Erst nachdem ich Euer Bild gesehen habe, war ich zu reden bereit. Hier ist es, Ihr selbst habt es mir geschenkt.“ Mit diesen Worten zog er einen Dukaten aus seiner Hosentasche. Dann aber berichtete er von den zwölf Beratern, von ihren Drohungen und von ihren Geschenken, und auch dass er sich über sie lustig gemacht hatte.

„Mir scheint“, sagte der König, „du hast mehr Verstand als meine zwölf königlichen Berater zusammen. In Zukunft wirst du keine Gräben mehr graben, sondern als angesehener Herr in meinem Palast wohnen und neben mir im königlichen Rat sitzen.“ Zu seinen Beratern aber sagte er: „Ihr solltet euch schämen. Was soll ich nur mit euch anstellen? Ihr seid den Lohn, den ich euch gebe, nicht wert. Deshalb werde ich euch in Zukunft nicht mehr Lohn zahlen, sondern euch weniger geben als bisher.“ Die zwölf Männer des Hofes sind nie wieder zum König gegangen, um ihn um eine höhere Entlohnung zu bitten.

Aus: Klasické rozprávky v slovenčine a v nemčine 
(Klasische Märchen auf Slowakisch und auf Deutsch), Belimex, Bratislava 2007