
Über den Sommer stand sie auf meiner Veranda – meine Duftgeranie.
Ihre bescheidenen rosa Blüten sind von schlichter Schönheit und reichen an die üppige, farbenfrohe Pracht ihrer Schwester – der Geranie – nicht heran.
Ihr Geheimis ist der Duft, den es in verschiedenen Richtungen gibt.
Meine Duftgeranie hat ein feines, zartes Rosenaroma, das sich in ihren Blättern verborgen hält.
Der Duft entwickelt sich je nach Temperatur und Feuchtigkeit.
Einst den Adligen vorbehalten, findet man Duftgeranien heute noch an und in alten Bauernhäusern. Das hat einen simplen Grund. In den Fenstern stehend, bringen sie guten Schutz vor Fliegen und Mücken.
Am Bekanntesten sind die Rosen- und die Zitronengeranie. Es gibt aber noch viele andere Arten, die u.a. nach Apfel, Minze, Muskat, Ananas, Fichte, Kampfer, Pfirsich, Wermut oder Moschus riechen, manche Geranien wechseln oder mischen ihren Duft auch.
Auf der Unterseite ihrer Blätter und auf den Stielen befindet sich eine drüsenartige Behaarung, die bei der kleinsten Berührung den Duft freisetzen.
Jeder Windstoß bringt einen intensiven Schwall von Rosenblüten mit sich, etwas herber und frischer, jedoch von tiefer Haltbarkeit.
Eigentlich sind es Pelargonien, die nur zur Familie der Geranien- und Storchschnabelgewächse gehören. Die Ähnlichkeit mit den Geranien hat ihr aber im alltäglichen Sprachgebrauch diesen Namen gebracht.
Seit einigen Wochen ist sie nun in ihr Winterquartier umgezogen. Die aus Südafrika stammenden Pelargonien sind nicht winterhart, lassen sich aber leicht an einem hellen Standort über den Winter bringen und treiben auch nach einer Trockenphase gut aus.

Die Blätter trocknen, der mangelnden Sonne wegen ab, ihr Duft verstärkt sich dabei eher noch.
Das ist genau der richtige Zeitpunkt, um sie zu pflücken.
Meine Hände nehmen dabei ihr intensives Aroma an.
Duftende Streichelhände werden sie dadurch. Mit ihnen über die Haut eines geliebten Menschen zu fahren, läßt auch bei ihm den frisch – würzigen Rosenduft zurück.
Noch sind nicht alle Blätter, die ich in meinen Beutel pflücke trocken.
Das müssen sie aber sein, damit sie in Säckchen verpackt nicht zu schimmeln beginnen.
Also breite ich meinen wohlriechenden Schatz auf einem sonnigen Platz in meiner Dachkammer aus, um sie schonend zu trocknen.
Jeder Gang in mein Zimmer wird dadurch zum Ausflug in den duftenden Sommergarten.
Geranienduft wird als Heilmittel bei körperlichen und seelischen Problemen eingesetzt, er wirkt stimmungsaufhellend und entspannend.
Einige Arten können als Würzkraut verwendet werden und verfeinern den Geschmack von Süßspeisen, Obstsalaten und Likören.
Die edle Rosenkonfitüre wird geschmacklich und im Aroma durch die Zugabe von Duftgeranienblättern noch köstlicher. Zusätzlich fördert die pilzhemmende, antibakterielle und antiseptische Wirkung des Geranienöls die Haltbarkeit der Speisen.
Teemischungen geben die Blätter eine ganz besonders feine, aromatisch duftende Note und sind zudem hilfreich bei der Bekämpfung von Infektionen der Atemwege – besonders der Nasennebenhöhlen – zusätzlich können Verdauungsstörungen behoben werden.
Geranienöl ist als Umschlag förderlich bei der Wundheilung.
Das die Blätter nach dem Trocknen unansehnlich braun werden, macht überhaupt nichts. Wichtig ist der intensive Duft, der erhalten bleibt.
Die trockenen Blätter zerreibe ich zwischen meinen Händen, dabei werden auch die letzten in ihnen enthaltenen ätherischen Öle freigesetzt.
In der Industrie wird Geranienöl zu „Rosenöl“ verarbeitet und dient als Grundstoff für den Rosenduft in Parfums.
Für 1g Rosenöl benötigt man 5 kg Rosenblüten, jedoch nur 1 kg Duftgeranienblätter.
Ich verpacke sie in kleine Leinenbeutel, die ich nicht ganz verschließe, damit der Wohlgeruch frei aus ihnen austreten kann.
Die Beutel lege ich in meine Wäscheschränke, zwischen die Wäschestücke, die so ihren Duft annehmen können.

Zwischen den Pullis verströmen sie ihren Duft und die Betten frisch zu beziehen, wird zu einem Ausflug in den Sommer.
Leichte Träume bringt der Duft, der sanft aus meinem Kopfkissen steigt und von sonnigen Tagen im Garten erzählt.
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