Schon lange habe ich keinen neuen Artikel zu meiner Stadt – Chemnitz – geschrieben. Dieser ist auch anders als seine Vorgänger und erzählt wenig vom ganzen Stadtteil, mehr von einem einzelnen Haus darin und das ist, wie sollte es bei jemanden der so gern isst wie ich auch anders sein – ein Restaurant
Heute gehen wir auf den Sonnenberg.
Benannt ist dieser Chemnitzer Stadtteil nach einer gleichnamigen 345,3 Meter hohen Erhöhung innerhalb des Stadtgebietes.
Der Sonnenberg umfasst ein geschlossenes Viertel überwiegender Blockbebauung, die zwischen Gründerzeit und 1.Weltkrieg entstanden ist.
1402 ging dieses Gebiet durch Kauf eines westlichen Teilgeländes vom Klosterdorf Gablenz an Chemnitz über. So entstand eine ländliche Brücke zwischen der Stadt und dem heute noch vorhandenem Zeißigwald. Über Jahrhunderte war hier nur Weideland. Das änderte sich ab 1860, als die Anzahl der Einwohner stieg. Chemnitz war damals führend im Textil- und Maschinenbau, die Arbeiter benötigen Wohnraum. Es entstanden planmäßig, schachbrettartig angelegte Straßenverläufe mit Mietskasernen die zum Teil aus Hilbersdorfer Porphyr erbaut wurden. Hilbersdorf liegt auf dem Sonnenberg, somit konnten kurze Transportwege genutzt werden.
1902 wurde unweit des Zeißigwaldes ein Kasernenbau errichtet, in dem das 15. Königlich-Sächsische- Regiment Unterkunft fand. Während der DDR-Zeit wurde dieses Gebäude von der Sowjetischen Armee genutzt. Dies ist ein Grund, warum noch heute auf dem Sonnenberg viele ehemalige Russen und Wolgadeutsche leben. Bis auf drei unter Denkmalsschutz stehende Gebäude ist die Kaserne heute abgerissen.
Mitte der 80er Jahre wurden im südlichen Teil verfallene Altbausubstanz durch Plattenbau ersetzt, der DDRregierung war Denkmalschutz “ überlebter, bürgerlicher Zeiten“ gleichgültig.
Nach 1990 wurde der Sonnenberg wegen seiner Altbausubstanz zum Flächendenkmal ernannte, was ihn jedoch nicht vor Abriss schützt. Obwohl Bürger und Fachleute dagegen ankämpfen gibt es den Plan Stadtumbau Ost, der Rückbau wegen Wohnungsleerstand vorsieht, da die Einwohnerzahl vom Chemnitz nach der Wiedervereinigung dramatisch gesunken ist.
Das ist der offizielle Teil meines Artikels.
Der Sonnenberg ist ganz anders. Hinter dem Chemnitzer Hauptbahnhof liegend, wurde er im 2.Weltkrieg bombardiert und teilweise zerstört. Zu DDR- Zeiten war er ein Arbeiterwohnviertel. Mein Mann, dessen Großeltern dort lebten, erinnert sich ungern an seine Besuche in diesem damals noch graueren Viertel von “ Russchemntz“ wie die Stadt damals umgangssprachlich oft genannt wurde.
Nach der Wende hat sich sein Ruf enorm verschlechtert. Auf dem Sonnenberg zu wohnen bedeutet, fast zur untersten Einkommensschicht zu gehören. Hartz IV- Empfänger wohnen hier und neben den Russen seit 2015 Migrantenfamilien. Prostitution, Drogenhandel und Schlägerein zwischen Jugendbanden sind auf dem Sonnenberg an der Tagesordnung.
Jeden Tag fahre ich mit dem Bus über und durch ihn, nicht an jeder Haltestelle steige ich gern aus. Und dennoch hat dieser Teil von Chemnitz seinen Charme, nicht nur wegen seiner Architektur.
Mittendrin auf dem Sonnenberg hat sich eins der besten Restaurants von Chemnitz angesiedelt, das gleichzeitig auch Hotel ist , das – Alexxanders -.
Gerade hier zu öffnen, erfordert neben Mut auch Leistung. Kaum ein Sonnenbergbewohner kann sich dieses Restaurant leisten. In dem relativ kleinen Lokal muss man dennoch reservieren, um einen Abend voller Genuss dort zu verbringen.
Stilvoll, puristisch eingerichtet bietet das Lokal seinen Gästen Platz im Haus und auf der Gartenterrasse
Mir gefällt diese sehr, im nächsten Sommer bin ich wieder hier.
Mittendrin in den Häuserschluchten finde ich hier eine grüne Oase.
Besonders mag ich den Blick in die gepflegte Küche des Restaurant, der von hier aus möglich ist.
Und diese Küche kann mehr als sich sehen lassen, sie schmeckt. Mit Können und Kochkunst werden hier Köstlichkeiten serviert und eben nicht nur serviert, sondern liebevoll an den Gast weitergegeben. Das Personal hat eine so liebenswerte Freundlichkeit, dass ich hingerissen bin, so wird essen zum Gesamterlebnis. Die übersichtliche Speisekarte wird auch gern mündlich vorgetragen, bestens erläutert, zudem ist sie hochwertig und, und genau das schätze ich hoch, sie richtet sich nach der Jahreszeit. Während mein Mann nach Karte isst, möchte ich mich vom Menü überraschen lassen, entscheide mich dafür und wähle die Weinbegleitung dazu. Für 62 Euro bekomme ich mein bestes Essen bis jetzt in Chemnitz dargeboten. Denn eine Darbietung ist dieser gesamte Abend wohl.
Griechisches Olivenöl, Fleur de Sel und frisches Brot werden zu Beginn gereicht und verbleiben während des gesamten Essen, auf Wunsch nachgefüllt, auf dem Tisch. Der Gruß aus der Küche ist ein kleiner, leckerer Krabbensalat.
Von Wein verstehe ich gar nichts, die einzige Enttäuschung ist, es gibt statt sächsischer Weine österreichische.
Zu meiner Vorspeise bekomme ich einen grünen Veltiner. Er ist so gut wie diese selber. Ein auf den Punkt gegarter Thunfisch mit Mangochutney und einer leichten Avocadocreme, fantastisch!
Die mit Speck gebratenen Steinpilze meines Mannes verströmen einen solchen Duft, ich muss probieren…hmm.
Nachdem ich ganz in Ruhe aufgespeist habe, dabei die dezente Musik und das Unterhaltungsgebrabble der anderen Gäste genieße, ( Pärchen, Familien mit Kindern und natürlich die unvermeidlichen Wessi’s, die von einer in der Stadt stattfindenden Reitsportveranstaltung kommen und ihre Iphons permanent benutzend ständig zur Hand haben ),bringt mir der ach so wohltuend freundliche, doch nicht überbemühte Ober ein Glas herrlich trockenen, tief dunklen, dennoch frischen Rotweins dem ein Kalbsmedallion mit Steinpilzen in Rahmsoße folgt, die Pasta dazu ist hausgemacht.
Pasta mit Rinderfiletspitzen hat sich mein Mann bestellt, bekommt frisch und reichlich Parmesan darüber gerieben ( wir Ossis lieben Parmesan, das rührt aus Zeiten des Nichtvorhandensein desselben her )und ist mit der Qualität des Fleisches genauso zufrieden wie ich es mit meinem zart rosa gebratenem Kalbsmedallion bin, das so sanft gewürzt ist, dass ich in den vollen Genuss des Fleisches komme.
Fehlt noch mein Liebstes – der Nachtisch. Während mein Mann schon beim Espresso ist, bekomme ich einen süßen Dessertwein, der schon leicht an Kognak erinnert kredenzt und ich genieße ihn Schlückchen für Schlückchen. Dazu zergeht auf meiner Zunge Sauerrahmeis, mischt sich mit Mohnschupfnudeln und einem lauwarmen Pflaumenkompott. Herz, was willst du mehr!
Zufrieden, gestärkt an Leib und Seele, bin ich froh, dass meine weite Bluse meinen höchst gefüllten Bauch vertuscht. Leider habe ich nicht jeden Monat Hochzeitstag, aber das Alexxanders besuche ich auch ohne diesen auf jeden Fall wieder.
Der Sonnenberg und mittendrin das Restaurant und Hotel Alexxanders – Chemnitz – deine Häuser!
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.