31.Dezember – Silvester.
Der letzte Tag im Jahr und der Geburtstag meiner Großmutter. Ein Grund zum Feiern also.
Silvesterparty’s liegen mir seit langem nicht mehr. Mir fehlt die Freude am angeordneten Wachbleiben. Zudem mag ich den durch das allzu viele Feuerwerk angerichteten Schmutz nicht. Ganz zu schweigen von dem Geld, das so sinnlos zum Wohle der Kaufgesellschaft verschwendet wird.
Als ich Kind war, war dieser Tag ein ganz besonderer, der Geburtstag meiner Großmutter.
Damals war ihr und meines Großvaters Haus, das nun das unsere ist, ein ganz anderes. 1956 in Eigenleistung selbst gebaut, war es bescheiden ausgelegt. Mit wenig Platz in kleinen Räumen. Ich war selber klein, mir erschien es groß. Und es hatte genug an seiner Größe und Platz für alle. Für den Sohn mit seiner Familie, für seine Freunde und für die eigenen.
Im Wohnzimmer war der Tisch gedeckt, der mit dazu gestellten Tischen eine Tafel ergab. Weiße Tischtücher ebneten Unterschiede der Höhe. Serviert wurden belegte Brötchen, die meine Großmutter mit Hilfe meiner Mutter in der kleinen, gemütlichen Küche den ganzen Nachmittag über vorbereitet hatten und auf silbern glänzenden Platten, denen weiße Papierdeckchen untergeordnet waren, liebevoll dekorierten. Scheiben saurer Gürkchen und Eischeiben sowie Zwiebelringe lagen auf den Brötchenhälften, darunter Hackepeter, Schinken, Käse oder Wurst. Wer hatte damals zu dieser Jahreszeit Radieschen, Tomaten oder grüne Gurke und warum auch? Der kleinen Sofaecke wurde ein ebenso kleiner Tisch beigestellt, er bot uns Kindern Platz. Weiß gedeckt war auch er für uns. Den allergrößten Spaß hatten wir Kinder allerdings daran, uns unter der lang herunterhängenden Tischdecke zu verstecken. Lachend schauten uns die Erwachsenen dabei zu. Überhaupt ist meine Erinnerung an diese Abende das Lachen aller und die Freude auf den Jahreswechsel.
Mein Großvater liebte Feuerwerk. Schon am Nachmittag stellte er sorgfältig leere Flaschen auf, sicherte ihren Stand, damit um Mitternacht Raketen hineingestellt werden konnten, deren bunte Sterne verteilender Flug das neue Jahr begrüßen sollte. Wir Kinder hatten für jeden von uns ein Tischfeuerwerk auf unserem Platz stehen. Was für eine Freude, die Lunte selbst zünden zu dürfen. Den leicht verbrannten Geruch habe ich heute noch in der Nase, wenn ich daran denke und das Geräusch des Ploppens, wenn der Deckel hochflog und die im Feuerwerk enthaltenen bunten Papierkugeln durch die Luft flogen. Schnell auf den Boden und suchen, ob nicht auch ein Hufeisen oder ein kleines Glücksschwein darin war. Dieses Feuerwerk zu erstehen, war in der DDR eine schwierige Angelegenheit. Verkauft wurde es ausschließlich am 31.Dezember. Vorheriges Geböller blieb uns dadurch erspart, Überfluß eingedämmt und die Vorfreude darauf gesteigert.
Nun ist alles anders. Alles kann gekauft werden, immer, aber nicht von jedem.
Wir gönnen uns etwas Gutes an diesem letzten Tag des Jahres – ein Essen nach unserem Gusto, genießen es mit Bedacht, verzichten auf Geböller und Chi-Chi und machen uns argentinische Rotgarnelen.

Das Fleisch der argentinischen Rotgarnelen ist nussig-würzig und von leichter Süße. Geschmack steckt aber auch in der Schale: Während des Garens auf dem Grill wird das zarte Fleisch vor allzu direkter Hitze geschützt. Das Fleisch gart sozusagen in der eigenen, natürlichen Aromahülle.
Wir nutzen den köstlichen Geschmack der Schalen anders und bereiten die gefischten, nicht gezüchteten Rotgarnelen in der Pfanne zu.

Es braucht dafür:
Rotgarnelen
Cherrytomaten
Knoblauch
Chilli
Petersilie
Basilikum
Olivenöl
Salz/Pfeffer
Zitrone
Krustentierfond
Die Zubereitung ist einfach und braucht wenig Zeit.

In einem Topf Olivenöl erhitzen, darin die Schalen der Garnelen, aus denen vorher der Darm entfernt wurde, ca.eine Minute anrösten.

Zwei bis drei Knoblauchzehen zugeben, sowie gehackte Petersilie und Chili. Mit 150ml Krustentierfond ablöschen, pfeffern und salzen. Einen Deckel auf den Topf geben und alles 10 Minuten bei geringer Hitze köcheln lassen.
In einer Pfanne Olivenöl erhitzen, zwei Knoblauchzehen anrösten, wieder Chili und Petersilie dazu geben, für kurze Zeit ziehen lassen. Die Cherrytomaten dazugeben, drei Minuten köcheln lassen.

Den Sud aus dem Topf absieben und dazu geben, wieder bei sehr kleiner Hitzezufuhr köcheln lassen.

Pasta ansetzen. Zwei Minuten vor deren Garende die Garnelen in die Pfanne geben. Dann die Pasta abgießen und dazugeben, ebenso ein klein wenig des Pastakochwassers. Zironenabrieb kommt jetzt dazu und Basilikum.

Das Essen ist wunderbar aromatisch und leicht.

Es lässt Raum für einen guten Schlaf in‘ s neue Jahr oder einen Tanz hinein zu zwein…wer weiß…

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