Olympias…schon mal gehört?
Alexander der Große wurde von ihr geboren. Der Name seines Vaters – der Makedonenkönig Philipp II. dürfte da schon deutlich geläufiger sein.
Geboren wurde sie 375 v.Chr. in Epeiros als Tochter des Königs Neoptolemos I. Obwohl in seinem Reich – anders als in Griechenland – Frauen dort Eigentümerinen von Länderein sein konnten und keinen gesetzlichen Vormund brauchten, liegt der Name ihrer Mutter in Vergessenheit.
Polygame Ehen, natürlich nur für Männer, sind erlaubt. Sie sind die Ausgangsbasis für Machtkämpfe unter den zur Mehrfachehe gezwungenen Frauen.
Geschichtsschreiber dieser Zeit sind ausschließlich männlich, wen wundert es, dass die Härte der Frauen untereinander von ihnen als unzumutbar aggresiv beschrieben wird. Mit einer in heutiger Zeit nicht mehr vorzustellenden Grausamkeit vernichteten sie Rivalien, ahmten damit jedoch lediglich nur das Verhalten der Männer dieser Zeit nach.
Erotik, von Frauen ausgehend, gilt als gefährlich. Eigene Sinne und Empfindungen genießend wahrnehmend zu sein, hat selbstverständlich dem Mann zuzustehen.
Olympias einziger Weg zur Freiheit führte durch ihre klare Vorgabe der eigenen Zielvorstellung an ihren Sohn Alexander. Ihre Tochter,Kleopatra, wurde nach ihrer eigenen – durch den Ehemann verfügten – Verweisung in’s Exil, durch ihren Gemahl an ihren eigenen Bruder verheiratet. Dynastisch wird Olympias dadurch unnotwendig, ihr Mann jedoch wurde genau an ebendiesem Tag der Hochzeit erdolcht.
Frauen in makedonischen Häusern hatten unsichtbar zu sein. Der Dramatiker Euripides bringt es für die Männerwelt auf einen Punkt, indem er sagt:“Eine Frau ziere Schweigen und Bescheidenheit, im Hause habe sie still zu sein.“
Obwohl Olympias niemals den Titel einer Königin errang, bedeutete ihr Werdegang einen historischen Wendepunkt in der Geschichte makedonischer Königshäuser. Sie lehrte mit ihrem Verhalten Emanzipation der Frauen.
Nachdem ihr Gemahl sich eine weitere Gattin wählte, sie als Buhlerin beschimpfte, damit ihrem legitimen Sohn Alexander das Erbe streitig machte, begab sie sich ins Exil.
Ihr blieb im Vorraus genügend Zeit ihren Sohn Alexander zur Größe zu erziehen, obwohl er dieses Gut wahrscheinlich schon immer selbst in sich trug. Er schreibt ihr Briefe aus seinen Feldzügen gen Persien.
Sein Vater ist da schon tot. Ermordet von einem Lieblingsdiener. Wie immer gibt es zwei Varianten. Einer zufolge nach soll Aigai – ebendieser Diener – ihn aus Eifersucht getötet haben, denn makedonische Herrscher hatten selbstverständlich auch homoerotische Vergnügen, der anderen nach soll Olympias diesen Mord geplant haben.
Durch den Tod ihres Mannes gewinnt Olympias wieder an gesellschaftlicher Rolle. Genauso wie ihr Sohn Alexander handelt sie schonungslos. Sie zwingt die „neue“ Frau ihres verstorbenen Gattens zum Selbstmord, auch das Baby wird getötet.
Ihr Sohn Alexander soll ungehinderter Erbe sein. Alexander selbst hat all das nicht verhindert, im Gegenteil, er schickte weiterhin regelmäßig Briefe und Beute aus den Feldzügen an seine Mutter.
Es ist davon auszugehen, dass Alexander der Große seinen Tatendrang aus dem Willen seiner Mutter fand.
Sein früher Tod mit 32 Jahren 323 in Babylon bewirkte den Verlust des Schutztes den er seiner Mutter bot.
Ihren Sohn rächend wollend, Giftmordgerüchte gingen um, ließ Olympias Verdächtige aus der Sippe von Alexanders Stadthalter in Makedonien – Antipater – hinrichten.
Kriege um die Macht in Makedonien folgten. Olympias Ansehen war stark, gegnerische Truppen liefen zu ihr über. Eine Blockade ihrer Bastion Pydna mit folgender Hungersnot für die Bevölkerung zwang Olympias zur Aufgabe.
Doch selbst Kassander, Herresführer, fürchtete sich vor der Klarheit dieser Frau. Sie durfte sich nicht vor dem makedonischen Volk verteidigen. 200 Männer wurden abgestellt, die Herrscherin zu töten und wagten es nicht.
Olympias Angehörige selbst sorgten für ihren Tod. Anders als ihr Sohn Alexander, lag sie nicht im Fieber und im Wahn, sondern blieb stolz und ehrenhaft.
Gerade in Zeiten wie unseren, da Mehrfachehen für Männer immer noch erlaubt sind, finde ich Olympias Geschichte erinnerungswert.
Frauen haben das Recht und die Kraft selbstbestimmt zu leben.
Frauen bedürfen keiner Verschleierung, um Männerblicke von ihrer – ihr eigenen – Schönheit abzuwenden.
Frauen haben das Recht auf eine monogame Partnerschaft.
Frauen müssen sich nicht auf Geburtsfähigkeit reduzieren lassen. Genausowenig müssen sie sich zu Geburten zwingen lassen.
Frauen benötigen keine Geburt von Söhnen, um anerkannt zu werden.
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