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Frauen die Geschichte schrieben – Olympias

Olympias…schon mal gehört?

Alexander der Große wurde von ihr geboren. Der Name seines Vaters – der Makedonenkönig Philipp II. dürfte da schon deutlich geläufiger sein.

Geboren wurde sie 375 v.Chr. in Epeiros als Tochter des Königs Neoptolemos I. Obwohl in seinem Reich – anders als in Griechenland – Frauen dort Eigentümerinen von Länderein sein konnten und keinen gesetzlichen Vormund brauchten, liegt der Name ihrer Mutter in Vergessenheit.

Polygame Ehen, natürlich nur für Männer, sind erlaubt. Sie sind die Ausgangsbasis für Machtkämpfe unter den zur Mehrfachehe gezwungenen Frauen.

Geschichtsschreiber dieser Zeit sind ausschließlich männlich, wen wundert es, dass die Härte der Frauen untereinander von ihnen als unzumutbar aggresiv beschrieben wird. Mit einer in heutiger Zeit nicht mehr vorzustellenden Grausamkeit vernichteten sie Rivalien, ahmten damit jedoch lediglich nur das Verhalten der Männer dieser Zeit nach.

Erotik, von Frauen ausgehend, gilt als gefährlich. Eigene Sinne und Empfindungen genießend wahrnehmend zu sein, hat selbstverständlich dem Mann zuzustehen.

Olympias einziger Weg zur Freiheit führte durch ihre klare Vorgabe der eigenen Zielvorstellung an ihren Sohn Alexander. Ihre Tochter,Kleopatra, wurde nach ihrer eigenen – durch den Ehemann verfügten – Verweisung in’s Exil, durch ihren Gemahl an ihren eigenen Bruder verheiratet. Dynastisch wird Olympias dadurch unnotwendig, ihr Mann jedoch wurde genau an ebendiesem Tag der Hochzeit erdolcht.

Frauen in makedonischen Häusern hatten unsichtbar zu sein. Der Dramatiker Euripides bringt es für die Männerwelt auf einen Punkt, indem er sagt:“Eine Frau ziere Schweigen und Bescheidenheit, im Hause habe sie still zu sein.“

Obwohl Olympias niemals den Titel einer Königin errang, bedeutete ihr Werdegang einen historischen Wendepunkt in der Geschichte makedonischer Königshäuser. Sie lehrte mit ihrem Verhalten Emanzipation der Frauen.

Nachdem ihr Gemahl sich eine weitere Gattin wählte, sie als Buhlerin beschimpfte, damit ihrem legitimen Sohn Alexander das Erbe streitig machte, begab sie sich ins Exil.

Ihr blieb im Vorraus genügend Zeit ihren Sohn Alexander zur Größe zu erziehen, obwohl er dieses Gut wahrscheinlich schon immer selbst in sich trug. Er schreibt ihr Briefe aus seinen Feldzügen gen Persien.

Sein Vater ist da schon tot. Ermordet von einem Lieblingsdiener. Wie immer gibt es zwei Varianten. Einer zufolge nach soll Aigai – ebendieser Diener – ihn aus Eifersucht getötet haben, denn makedonische Herrscher hatten selbstverständlich auch homoerotische Vergnügen, der anderen nach soll Olympias diesen Mord geplant haben.

Durch den Tod ihres Mannes gewinnt Olympias wieder an gesellschaftlicher Rolle. Genauso wie ihr Sohn Alexander handelt sie schonungslos. Sie zwingt die „neue“ Frau ihres verstorbenen Gattens zum Selbstmord, auch das Baby wird getötet.

Ihr Sohn Alexander soll ungehinderter Erbe sein. Alexander selbst hat all das nicht verhindert, im Gegenteil, er schickte weiterhin regelmäßig Briefe und Beute aus den Feldzügen an seine Mutter.

Es ist davon auszugehen, dass Alexander der Große seinen Tatendrang aus dem Willen seiner Mutter fand.

Sein früher Tod mit 32 Jahren 323 in Babylon bewirkte den Verlust des Schutztes den er seiner Mutter bot.

Ihren Sohn rächend wollend, Giftmordgerüchte gingen um, ließ Olympias Verdächtige aus der Sippe von Alexanders Stadthalter in Makedonien – Antipater – hinrichten.

Kriege um die Macht in Makedonien folgten. Olympias Ansehen war stark, gegnerische Truppen liefen zu ihr über. Eine Blockade ihrer Bastion Pydna mit folgender Hungersnot für die Bevölkerung zwang Olympias zur Aufgabe.

Doch selbst Kassander, Herresführer, fürchtete sich vor der Klarheit dieser Frau. Sie durfte sich nicht vor dem makedonischen Volk verteidigen. 200 Männer wurden abgestellt, die Herrscherin zu töten und wagten es nicht.

Olympias Angehörige selbst sorgten für ihren Tod. Anders als ihr Sohn Alexander, lag sie nicht im Fieber und im Wahn, sondern blieb stolz und ehrenhaft.

Gerade in Zeiten wie unseren, da Mehrfachehen für Männer immer noch erlaubt sind, finde ich Olympias Geschichte erinnerungswert.

Frauen haben das Recht und die Kraft selbstbestimmt zu leben.

Frauen bedürfen keiner Verschleierung, um Männerblicke von ihrer – ihr eigenen – Schönheit abzuwenden.

Frauen haben das Recht auf eine monogame Partnerschaft.

Frauen müssen sich nicht auf Geburtsfähigkeit reduzieren lassen. Genausowenig müssen sie sich zu Geburten zwingen lassen.

Frauen benötigen keine Geburt von Söhnen, um anerkannt zu werden.

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Frauen die Geschichte schrieben – Clara Zetkin (1857-1933)

Clara Zetkin war eine wichtige Wegbereiterin auf dem langen und längst noch nicht beendetem Weg zur Gleichberechtigung der Frau. Der 8.März, der Internationale Frauentag, geht auf ihre Initiative zurück.

Geboren wurde Clara 1857. Ihr Vater, Gottfried Eisner, war Sohn eines Tagelöhners und hatte sich selbst schon mit 16 Jahren zum Dorfschullehrer hoch gearbeitet. Als tief gläubiger Christ versuchte er durch eigene Mildtätigkeit, die Welt zu einem besserem Ort zu machen.

In zweiter Ehe heiratete er Josephine Vitale, die Clara’s Mutter wurde. Früh schon kam Clara, die älteste Tochter dieser Ehe war, über ihre Mutter mit deren Veränderungshoffnungen, die auf der verpfuschten Revolution von 1848 beruhten, in Kontakt. Ihre Mutter gründete in Wiederau, dem Wohnort der Familie, einen Verein für Frauengymnastik und stand zudem in engem Kontakt zu anderen Frauen der bürgerlichen Frauenbewegung.

1872 zog die Familie nach Leipzig, die Eltern erhoffen sich vom Umzug in die Großstadt eine bessere Ausbildung ihrer Kinder. Für Mädchen gab es auch dort nur eingeschränkte Möglichkeiten. Eine davon war ein Lehrerinnenseminar, das Clara besuchte. Geleitet wurde es von Auguste Schmidt, einer Freundin ihrer Mutter aus der bürgerlichen Frauenbewegung. Wichtig hier war für Clara, dass sich das Seminar der chauvinistischen Welle, die nach der Reichsgründung von 1871 entstanden war, widersetzte.

Langsam nur kam eine demokratische Frauenbewegung in Gang, noch galten alte Werte zur Stellung, Bildung und Erziehung von Mädchen und Frauen.

Seit den 1860’er Jahren trat die Frauenbewegung mehr und mehr für eine Vorwärtsbewegung der Menschheit ein. Diese beruhte auf der Erkenntnis, dass die Intelegenz kritisches Denken zu fördern hat, um das einfache Volk ihr gleich zu setzen.

Clara begann sich von sich selbst und ihrer Stellung loszusagen, um damit das Recht zu erwerben, im Namen des Volkes zu sprechen.

Über ihre Tätigkeit lernte sie Ossip Zetkin kennen. Der aus der Ukraine stammende Mann, musste von dort aus politischen Gründen fliehen und hatte Leipzig als seine Wahlheimat gewählt. Dort studierte er und finanzierte sein Studium über eine Halbtagsstellung beim Tischlermeister Mosermann, der ein überzeugter Sozialdemokrat war. So kamen beide zum Kontakt mit dieser Partei.

1875 nannte sich die Sozialdemokratische Arbeiterpartei in Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands um. Ihre Hochburg lag in Leipzig. Diese Partei war eine revolutionäre Partei, die Arbeiter zum Kampf gegen den Kapitalismus organisieren wollte. Parteiführer waren August Bebel und Karl Liebknecht.

Bismarck nutzte 1878 die Attentate auf den Kaiser, um diese Partei zu unterdrücken. Im Zuge dessen erließ er die Sozialistengesetze.

Clara war damals, auch durch Ossip Zetkin, schon tief mit der Partei verbunden.

Im August 1880 fand in der Schweiz ein sozialdemokratischer Parteitag statt. In die Schweiz ausgelagert musste er werden, da die Partei in Deutschland mittlerweile verfolgt wurde. Bebel berichtete dannach in Leipzig davon. Alle Teilnehmer der Veranstaltung, auf der er dies tat, wurden daraufhin verhaftet, mussten aber wieder frei gelassen werden. Für Ossip Zetkin bedeutete dies jedoch die Ausweisung aus Deutschland. Er ging nach Paris.

Clara selber ging zunächst in die Schweiz. Dort wurde die Parteizeitung „Der Sozialdemokrat“ gedruckt. Sie half bei deren illegaler Verschickung nach Deutschland. Zudem führte sie politische Diskusionen. Sie erkannte, auch durch Bebel’s Buch „Die Frau und der Sozialismus“, dass der Kampf der ArbeiterInnen für Sozialismus und der Kampf für die Befreiung der Frau ein gemeinsames Thema waren.

Clara zog wenig später zu Zetkin nach Paris, hat ihn jedoch nie geheiratet, um ihre deutsche Staatsbürgerschaft nicht zu verlieren. Seit dieser Zeit führte sie jedoch seinen Namen. Ihre Söhne Maxim und Konstantin wurden geboren.

In Reden machte sie auf die Last der Frauen aufmerksam. Lohnarbeit, Haushalt und politische Arbeit forderten von den Frauen einen Arbeitstag, der oft 16 – 20 Stunden hatte.

1886 ermöglichte ihr das Honorar für einen Artikel eine Reise nach Leipzig und die Teilnahme an illegalen Veranstalungen. Aufgeregt hielt sie dort erste Reden.

Clara Zetkin stand im Kontakt zu Führerinnen der französischen Arbeiterbewegung unter Jules Guesde und Paul und Laura Lafargue. Laura Lafargue war die Tochter von Karl Marx.

Am 29.1.1889 stirbt ihr Mann, den sie in seiner letzten Lebenszeit pflegte.

Am 19.Juli hält sie ihre erste große Rede auf einem Kongress, dessen Inhalt die Gründung der Zweiten Internationale ist. Ihr Redthema beinhaltet die Befreiung der Frau.

1890 werden in Deutschland die Sozialistengesetze aufgehoben. Für Clara war das Anlass, nach Stuttgart zu ziehen.

Der sozialdemoktratische Verleger Dietz gründet eine Frauenzeitschrift, deren Redakteurin Clara Zetkin wird. „Die Gleichheit – Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen“ zählt zu ihren wichtigsten Lebenswerken. In ihr wendet sie sich u.a. gegen den Aberglauben, dass die Stellung der Frau in Familie und Gesellschaft unveränderbar sei.

Clara Zetkin war eine leidenschaftliche Politikerin, sowie Publizistin und nicht zuletzt eine großartige Rednerin. Über ein halbes Jahrhundert prägte sie die deutsche und die internationale Frauenbewegung.

Sie war eine energische Gegnerin des 1.Weltkrieges und sprach im März 1915 auf dem Frauenkongreß in Berlin dazu. Anschließend verteilte sie in Deutschland Flugblätter zu diesem Thema, wurde deswegen verhaftet und des Landesverrates angeklagt. Auf Grund einer hohen Protestwelle musste sie wieder frei gelassen werden.

Parteiintern begann sich ihre Partei zu spalten. Sie schloss sich den radikalen Linken unter Karl Liebknecht und Rosa Luxemborg an. Daraufhin wurde ihr die Redaktion der „Gleichheit“ entzogen, für sie war das Verlust ihres Lebenswerkes.

Als Freundin Lenin’s gehörte Clara Zetkin in der Weimarer Republik zu den kommunistischen Spitzenfunktionären und entwickelte sich zur führenden kommunistischen Frauenrechtlerin.

1919-1921 leitete sie die Frauenzeitschrift „Die Kommunistin“ und war Leiterin des Frauensekretariats der Kommunistischen Internationale.

1919 gehörte Clara Zetkin zu den Frauen, die erstmals in ein deutsches Parlament einziehen durften.

Ebenfalls 1919/1920 wurde sie Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung Würtenbergs und hielt dort die erste Rede einer Frau in einem deutschen Parlament.

1920-1933 gehörte sie dem demokratischen Reichstag an.

Clara Zetkin lebte in ihren späten Jahren länger in der UdSSR. Im August 1932 kehrte sie, schon schwer erkrankt, kurz nach Deutschland zurück, um als erste Alterspräsidentin den letzten demokratischen Reichstag zu eröffnen. In ihrer Rede warnte sie vor den Gefahren des Nationalsozialismus.

Nach ihrer Rückkehr nach Moskau gerät sie als Gegnerin Stalins mehr und mehr in politische Isolierung und stibt am 20.6.1933.

Ihre Urne wurde in Moskau an der Kremelmauer beigesetzt.

Frauen die Geschichte schrieben – Mary Astell (1666-1731)

Die Aufwertung der Frau durch die Aufwertung der Ehe, ausgelöst durch die Geschehnisse der Reformation, war ein Akt der Balance, voll von Spannungen. Helfen aus den Verwirrungen sollte die Bibel, die in diesem Fall so ausgelegt wurde: da Eva nicht Adams Kopf entstammte – war sie nicht übergeordnet. Da sie nicht seinem Fuß entstammte – nicht untergeordnet. Das Entstammen Evas aus Adams Rippe zeige ihre Gleichwertigkeit – ein Anfang.

Luther zufolge heirateten Frauen nicht um der Männer willen, sondern um Kinder zu haben. Die Sexualität von Frauen reduzierte er damit auf die Erhaltung der Art. Anstelle der alten männlichen kam jetzt eine neue weibliche Eheschmäh auf.

Die lebenslang unverheiratete Gelehrte und Schriftstellerin Mary Astell fand: „Männer heirateten nur, um eine praktische Haushälterin zu haben – eine – die ihm seine Kinder gebiert, die Sorge und Last ihrer Erziehung trägt, um seinen Namen Dauer zu verleihen. Eine – über die er uneingeschränkt herrschen kann – ein (nach frühchristlichen Worten) „notwendiges Übel“. “ Weiter sagt sie: „Die freie Gattenwahl sei eine Farce und die einzige wirkliche Wahl sei die Wahl zwischen solcher Ehe oder Ehelosigkeit.“

Mary Astell wurde am 12.November 1666 in Newcastle upon Tyne geboren und starb am 11.Mai 1731. Sie war nicht nur Schriftstellerin, Rhetorikerin und Philosophin – sie war Englands erste Feministin.

Ihr tiefes Anliegen war, Frauen gleichrangige Bildungschancen bei gleichrangigen Fähigkeiten gegenüber den Männern zu gewähren. Sie forderte die Abschaffung der Ungleichheit in der Ehe.

Als Frau hatte sie geringen Zugang zu den Geschehnissen in der Welt des Handels, der Politik und Justiz.

Aus der höheren Mittelschicht stammend, ihr Vater besaß eine Kohlefabrik, erhielt sie keine formelle Schulbildung, da sie weiblich war und darum keinen Anspruch darauf hatte. Ihr Onkel, ein Pfarrer – der wegen Alkoholismus später seine Anstellung verlor – gab ihr Privatunterricht.

Im Alter von 12 Jahren verlor sie ihren Vater, ohne dass er ihr eine Mitgift hinterlassen hätte. Das vorhandene Restvermögen wurde für die Ausbildung ihres Bruders aufgewendet. Sie selbst lebte mit ihrer Mutter von da an bei einer Tante. Nach dem Tod von Mutter und Tante ging sie 1688 nach London und machte in Chelsea Bekanntschaft mit einem literarischem Zirkel gebildeter, einflussreicher Frauen, zu denen auch Lady Mary Wortley Montagu gehörte. Sie und die anderen Damen halfen ihr in ihrer schriftstellerischen Tätigkeit Fuß zu fassen. Der Erzbischof von Canterbury – William Sancroft – half ihr finanziell und erstellte den Kontakt zu ihrem zukünftigen Verleger.

1709 zog sich Mary Astell aus der Öffentlichkeit zurück und gründete eine von der „Society for Promoting Christian Knowledge“ finanzierte Schule für Mädchen in Chelsea, deren Schulplan sie selbst erstellte.

1727 erfolgte von Lady Catherine Jones die Einladung, ihre weitere Lebenszeit auf dem Anwesen der Dame zu verbringen, welche sie annahm. Nach einer schweren Brustkrebserkrankung verstarb sie dort 1731, in tiefer Liebe zu Gott und ohne Verlangen nach ihren Angehörigen.

Mary Astell hat ein großes Vermächtnis hinterlassen.

Sie trat dafür ein, dass Frauen genauso rational wie Männer seien und daher gleiche Ausbildung verdienen.

Ihr Buch “ Serious Prodposal to the Ladies for the Advancement of their True and Greatest Interest“,

1694 veröffentlicht, beinhaltet den Entwurf einer Frauenakademie, in der Frauen ein Leben des Geistes führen konnten.

1700 erschien „Some Reflections upon Marriage“. Darin kritisiert sie die Institution der Ehe und warnt Frauen vor unüberlegten Heiraten. Die aufgeführten Argumente wie: „gute Ausbildung helfe Frauen bessere Eheentscheidungen zu treffen“ waren damals absolut neu. Sie brachte ihre Meinung durch philosophische Debatten zum Ausdruck und führte Briefwechsel mit den großen Denkern ihrer Zeit. Beeinflusst war ihr eigenes Denken von den Arbeiten René Descartes, insbesondere seiner Theorie des Dualismus. Die Annahme der Trennung von Körper und Seele lies sich gut für ihre Argumentation der Annahme Frauen und Männer besitzen die gleiche Fähigkeit zur Vernunft verwerten.

Bleibt hauptsächlich, in Zeiten des Vergessens des Wahrheitswertes vergangener Schriften, ein prägender Satz von Mary Astell und dessen wahrheitsgetreue Aussage:

“ Wenn alle Männer frei geboren sind, warum sind dann alle Frauen als Sklaven geboren? „


Frauen die Geschichte schrieben – Katharina Zell (um 1497 – 5.9.1562)

Die Kontroverse um Priesterehe und Jungfräulichkeit war zentral für die protestantische wie katholische Reform, für Männer wie für Frauen. Für das Volk war sie wichtiger als Luthers Thesenanschlag und verschaffte der Reformation ihre Breitenwirkung. Öffentliche Eheschließungen von Priestern, Nonnen und Mönchen, die Aufhebung von Klöstern führten zu einer Heiratsepedemie in Deutschland, wohin auch ehewillige Reformer aus Frankreich gingen, diese Phase prägte das Bild der Reformation, teils für damalige Verhältnisse skandalös. 

Eine der mutigen Frauen, die es wagten einen Priester zu ehelichen war Katharina Schütz. Die von Luther angeführte Reformation, Luther selbst ist verheiratet mit der entlaufenen Nonne Katharina von Bora, schuf die geschichtlich neue Figur der Pfarrersfrau. Bis zur Pfarrerin selber war es noch ein weiter Weg, dessen Bereiterinnen Frauen wie Katharina Zell waren. Über einen langen Zeitraum galt sie als das Modell der Gefährtin und/oder Gehilfin des Mannes.

Katharina wird um 1497 in Straßburg als Tochter eines Schreinermeisters geboren. Ihre Bildung ist lückenhaft, schon als junges Mädchen beschäftigt sie sich mit religiösen Fragen. Ihr zukünftiger Mann Matthäus Zell predigt ab 1521 im Straßburger Münster im Sinne der Reformation. Schon in derem Beginn schreibt Katharina „rauhe“ Briefe an den Straßburger Bischof Wilhelm III. von Hohnstein. Am 3.12. 1523 heiratet sie den Geistlichen Matthäus Zell, etwas was wenige Jahre zuvor undenkbar war und es in der katholischen Kirche bis heute ist. Sie nahm die Gefährtenschaft, für mich ein Ausdruck der Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frau, ernst. Sie war es auch, die ihre spektakuläre Eheschließung mit ihrem reformatorischen Mann Matthäus in einer Flugschrift öffentlich rechtfertigte. 

„Entschuldigung für jenen Eegemahel, der ein Pfarrher und dyner ist im wort Gottes zu Straßburg“

Darin berief sie sich auf ein Paradox, das in der „Quelle de femmes“ oft genutzt wurde. „Was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass es, was stark ist, zuschanden macht.“

Ihr Haus bot verjagten Lutheranern Unterschlupf, sie versorgte sie ebenso wie sie in der Hungersnot des Bauernkrieges täglich bis zu 100 Menschen bei sich speiste.

Nach dem Tod ihres Ehemanns wagte sie sich eine öffentliche Rede zu halten, in der sie argumentierte, die Ehe sei ein Mittel Seelen zu retten, die eigene ebenso wie diejenige anderer.

Betrachtet man aus heutiger Sicht die Not schwanger gewordener Nonnen und das Leid der so, wenn überhaupt, geborenen Kinder, war dieser Schritt in Richtung der Ehe als gleichberechtiger Bund zweier im Geist und in der Arbeit verbundener Menschen, ein enormer Fortschritt aus der Ehekuppelei des Mittelalters, indem Frauen als Mittel zur Erweiterung des eigenen Vermögens oder der Verknüpfung familiärer Verbindungen, bzw. der Beilegung von Fehden verheiratet worden waren. Gab es im frühen Mittelalter noch die Morgengabe –  als Witwenbesitz der Frau diese damit absichernd im Fall des früheren Todes des Ehemannes – war diese im fortschreitenden Mittelalter weggefallen, während der einfordernde Bestand der Mitgift selbst erhalten blieb.

Katharina Zell stand im Briefwechsel mit Luther ( den ich persönlich nicht schätze, sein Verhalten in den Bauernkriegen zeigt mir zu deutlich seine wahre Einstellung, viel mehr ist mir ein Thomas Müntzer )

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Thomas_M%C3%BCntzer
 

selber, reiste 1548 mit ihrem Mann nach Wittenberge, um ihn dort zu treffen. Ihre Rolle als handelnde Gefährtin nahm sie in Anspruch, um 1443 bei der Errichtung des Wilhelminenstiftes tätig zu sein, eine Einrichtung, die armen Schülern Unterschlupf bot.

Frauen wie Katharina Zell sorgten mit ihrer Lebenshaltung dafür, dass in den Ehen die Aufwertung der Ehefrau und die Gleichstellung als gemeinsam handelndes Arbeitspaar erfolgte. Durch ihr Tun wurden Ehefrauen und Müttern der Zugang zu neuen Aufgaben legitimiert, insbesondere die frühe (auch religiöse) Bildung von Söhnen und Töchtern. Für die neuen Protestantinnen entfiel der Heiligen- und Marienkult, der für die Katholikinnen seit dem 12.Jahrhundert eine enorme Rolle spielte. 

Katharina Zell war eine der ersten Frauen, die sich auf den Weg machte, ihr Leben innerhalb einer Ehe als gleichberechtigte Gefährtin, erfüllt und im Sinne einer selbstbestimmt Handelnden zu führen.

In einem Vorwort zu einem Gesangbuch von Michael Weiße schreibt sie: “ dass sie der Handwerksgesell ob seiner Arbeit, die Dienstmagd ob ihres Schüsselwaschens, der Acker- und Rebmann auf dem Acker und die Mutter dem weinenden Kind an der Wiege singe.“ Auch nach dem Tod ihres Mannes, dessen Grabrede sie selber hält!, bleibt ihr diese Weitherzigkeit erhalten. Später mittellos geworden, setzt sie, die ihre eigenen beiden Kinder früh verloren hat, ihre Dienste an der Gemeinde fort.

In diesem Jahr, dass im Zeichen der Reformation steht, plant die Stadt Straßburg ihrer ehrend zu gedenken. 500 Jahre hat es dafür gebraucht!

Frauen die Geschichte schrieben – Waris Dirie

Zeitlich ungeordnet will ich über mir wichtige Frauen berichten. Geplant hatte ich bei europäischen Frauen zu bleiben. Im Nachhinein scheint mir das zu eng gedacht. Der Traum einiger Politiker vom „vereinten“ Europa platzt gerade. Grund dafür scheint mir zu sein, dass ebendiese Politiker zu weitschweifend denken, ohne sich um die ihnen, im eigenen Land anvertrauten Menschen, zu scheren. Selbstverständlich ist das meine private Meinung, die keinen Anspruch auf Richtigkeit erhebt. Bleibe ich also bei allen Frauen dieser Welt, bevor ihr Leid, ihre mangelnde Gleichstellung nicht beseitigt wird, wird es auch keine „vereinigten“ Kontinente geben.
Gegen eine der menschenverachtensten Eingriffe in die Gesundheit und das Wohlleben jeder einzelnen Frau setzt sich Waris Dirie ein. Selbst davon betroffen, gibt sie der Genitalverstümmelung von Frauen ein Gesicht.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Weibliche_Genitalverst%C3%BCmmelung

Weltweit sind davon 150 Millionen Frauen betroffen. Eine schier unglaubliche Zahl, die sich nicht nur auf die Länder Afrikas beschränkt. Allein in Deutschland leben 50.000 betroffene Frauen. Ihr Leben ist beeinflusst von Inkontinenz, Fisteln, Scham. Einige büßen diesen verstümmelnden Eingriff mit dem Leben. Ein erfülltes Sexualleben kann wohl nur im sehr beschränkten Rahmen gelebt werden.

Waries Dirie kann ihr genaues Geburtsdatum nicht angeben, allgemein gilt sie als 1965 geboren. Ihr Herkunftsland ist Somalia. Als 5jährige muss sie sich dort gegen ihren eigenen Willen der verstümmelnden Beschneidung unterziehen. In einer muslimischen Nomadenfamilie geboren, soll sie 14jährig an einen viel älteren Mann verheiratet werden. Diesem weiterem Gewaltakt entflieht sie, flüchtet zu ihrer Großmutter mütterlicherseits und von dort zu einer Tante nach Mogadischu. Ihre Familie gestattet ihr den dortigen Aufenthalt nicht, ihre Flucht stellt für diese eine Entehrung dar. Ein Onkel ist in London als Botschafter tätig, durch ihn kommt sie nach London, als sein Dienstmädchen. Der in Somalia ausbrechende Bürgerkrieg zwingt den Onkel zur Rückkehr. Wieder flieht Dirie, diesmal in die Straßen Londons, verdient ihr Geld als Putzfrau, bevor sie 18jährig durch Zufall als Model entdeckt wird und eine erfolgreiche Karriere startet. 1997 spricht sie erstmals offen über ihre traumatischen Erlebnisse und wird noch im selben Jahr UN-Sonderbotschafterin. Bis 2003 wird sie als solche aktiv gegen die weibliche Genitalverstümmelung ankämpfen. 1998 veröffentlicht sie ihr erstes Buch „Wüstenblume“

http://www.droemer-knaur.de/buch/189508/wuestenblume

Wüstenblume ist zugleich die Bedeutung ihres Vornamens Waris. In diesem und ihren folgenden Büchern versucht sie das ihr zugefügte Leid zu verarbeiten, indem sie darin über ihre radikale Beschneidung berichtet. 1999 erhält sie von der Deutschen Bundesregierung den Afrika-Preis für ihre Verdienste um die Rechte afrikanischer Frauen. 2001 erscheint ihr Buch „Nomadentochter“, 2005 die „Schmerzenskinder“, 2007 dann der „Brief an meine Mutter“. Schon 2002 gründet Dirie in Wien die „Desert Flower Founation“, auch diese setzt sich aktiv ein, um die Behandlung beschnittener Frauen zu organisieren. Österreich bedankt sich bei ihr dafür 2005, indem sie ihr die österreichische Staatsbürgerschaft verleiht und sie mit dem Romero-Preis ehrt. Frankreich achtet ihren Einsatz und ernennt sie 2007 als erste Frau zum Chevalier de la Légion d‘ Honneur. Weltweit erfolgen weitere Auszeichnungen. Als sie 2008 einen Vortrag im EU-Parlament in Brüssel halten will, verschwindet sie in der Nacht davor spurlos. Die belgische Polizei findet die Menschenrechtsaktivistin verwirrt auf, sie war von einem Taxifahrer entführt worden und einer versuchten Vergewaltigung ausgesetzt. Noch im selben Jahr beginnen die Arbeiten zur Verfilmung ihres Buches Wüstenblume. 2009 läuft der Film erfolgreich an. 2013 eröffnet Waris Dirie als Schirmherrin das weltweit erste ganzheitliche medizinische Zentrum zur Behandlung und Betreuung von FGM-Opfern in Berlin.

Inzwischen sind Beschneidungen von Mädchen verboten in Ägypten, Kenia, Senegal, Burkina Faso, Dschibuti, Ghana, Guinea, Togo und der Zentralafrikanischen Republick, was nicht bedeutet, dass diese nicht mehr durchgeführt wird. Männer wie der fundamentalistische Sheikh al-Badri versuchen das mit Behauptungen wie:“Nichtbeschnittenen Mädchen wächst die Klitoris so groß wie ein Penis. Kein Mann wird sie heiraten wollen, denn sie können keine Kinder bekommen.“ zu verhindern. Die Worte Christine de Pizans über Männer, die selbst nicht klug sein können, wenn sie Frauen als dumm darstellen fallen mir dazu ein. Zudem ist die Beschneidung zu einem gewinnbringendem Gewerbe geworden. Viele Mütter betreiben die Beschneidung ihrer Töchter, da sie ihnen sonst „wertlos“ dünken. Aufklärung, wie sie Waris Dirie betreibt, ist der einzige Weg für Frauen in diesen Kulturen. Ein Weg hin zu einem freien, selbstbestimmten Leben mit gesunder Sexualität. Waris Dirie ist Mutter zweier Kinder.

Frauen die Geschichte schrieben – Marie Le Jars de Gournay 

Frauen die sich nach Bildung sehnen, anstatt einzig im Haushalt tätig sein zu dürfen, Männer zwangen sie über Jahrhunderte in dieser Rolle zu bleiben. Nicht alle ordneten sich dem unter, kamen so in den Ruf anders zu sein. Anders sind Hexen – Hexen werden verbrannt. Einzelne Frauen (und Männer) begehrten dagegen auf. Mir scheint unerlässlich, die Rolle über die Frau sich definiert, Frauen selbst zu überlassen. War Anteil der Frau am Leben lange einzig häuslicher Gesellschaft vorbehalten, ging der spätere Sozialismus dazu über Frauen diesen Weg gänzlich zu versperren. Alleiniges Hausfrauendasein wurde Asozialität gleichgesetzt, Frauen hatten die Doppelbelastung von Berufstätigkeit und Haushalt zu meistern, ohne frei selbst darüber entscheiden zu können. Aber das ist eine andere Geschichte, ich komme darauf zurück. Bleibe ich heute bei einer Frau, die sich ihre Bildung im Selbststudium erkämpft hat – bei Marie de Gournay.

Marie de Gournay lebte vom 6.10.1565 bis zum 13.7.1645.

Als Ältestes von sechs Kindern wird das Mädchen geboren. Ihre Eltern stammen aus dem ärmeren französischem Landadel. Bildung wird ihr von Seiten ihrer Eltern her, ihrem Geschlecht wegen, verweigert. Denoch fügt sie ihrem Namen später Le Jars bei, ein Hinweis auf das von ihrem Vater erworbene Landgut. Heimlich schleicht Marie sich in die Bibliothek ihres Vaters, um sich dort über Lesen selbst zu bilden. Sie vergleicht französische mit lateinischen Ausgaben und bringt sich auf diese Art Latein bei. Mit ihren Selbststudien reifte sie zu einer der gebildetesten Frauen ihrer Zeit heran. 1588 trat sie in brieflichen Kontakt zu Michel de Montaigne

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Michel_de_Montaigne

dessen Werk sie gelesen hatte. Aus dem Briefkontakt entwickelt sich ein persönlicher und es entstand eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden gleichgesinnten Menschen. Nach dem Tod Montaignes wurde sie als dessen „Wahltochter“ zur Verwalterin seines gesamten literarischem Erbes. 1591 zieht Marie an den Hof Heinrichs IV. nach Paris, von dem sie eine kleine Pension bekommt. Sie übersetzt Tacitus, Ovid, Cicero und Vergil aus dem Lateinischen ins Französische und schreibt eigene Bücher. In ihrer Schrift „Egalité des Hommes et des Femmes“, veröffentlicht 1622, argumentiert sie…“dass Frauen Männern gleichen wie Katzen dem Kater, dass sie Priesterinnen sein können, dass Christus nur deshalb als Mann auf die Welt gekommen sei, weil er angesichts der jüdischen Frauenverachtung als Frau nichts hätte bewirken können und dass den Frauen die Gottebenbildlichkeit bloss deshalb abgesprochen werde, weil man Gott – zu Unrecht – mit einem Bart imaginierte.“ Ihr Hauptwerk besteht aus philosophischen Abhandlungen zur Moral, zur Theologie und zur Situation der Frauen. Auf dem Höhepunkt der Hexenverbrennungen lebend, wandte sie sich gegen diese und verurteilte sie. „Frauen sind das Geschlecht, dem man alle Güter versagt, um ihm als einziges Glück und ausschliessliche Tugend die Unwissenheit, den Anschein der Dummheit und das Dienen zu bestimmen.“ Eine Ehe in dieser Zeit hätte ausschliessliches Dienen und Haushaltsführung verlangt, dem verweigert sich Marie und bleibt unverheiratet.

Marie Le Jars de Gournay gilt als die Mutter des modernen Femminismus.

Frauen die Geschichte schrieben – Christine de Pizan (1364-1430)

In allen Zeiten gab und gibt es Frauen die sich durch ihre Leistungen einen Platz in der Menschheitsgeschichte geschaffen haben. An einige möchte ich erinnern, ohne dabei eine zeitlichen Reihenfolge einzuhalten. Was uns als selbstverständlich erscheint, Bildung für Frauen und Männer, ist nicht einmal heute in allen Gebieten dieser, unserer Welt alltäglich. Bildung scheint mir eines der wichtigsten Güter. Beginne ich also meine Reihe mit einer Frau, die sich u.a.dafür stark gemacht hat – mit Christine de Pizan.


Mit Christine de Pizan erhob eine Frau ihre Stimme gegen Männerworte und war damit erstmals in der Lage, ihren Lebensunterhalt dadurch selbst zu verdienen. Somit ist sie eine der ersten Frühhumanistinen.

1364 wird Christine in Venedig als Tochter eines Arztes und Astrologen geboren. 4 Jahre später wird ihr Vater als Leibarzt Karl V. an dessen Hof nach Paris berufen. Sie reist mit und bekommt, von ihren Vater selbst, eine umfassende Bildung, u.a.in Latein, Geometrie und Arithmetik.

Den Zwängen ihrer Zeit folgend, heiratet sie 15jährig und wird Mutter von drei Kindern. Dieses frauenübliche Leben ändert sich, als 1390 ihr Ehemann stirbt. Ihr Vater war bereits 1387 verstorben. Zurück bleibt eine junge Witwe, die neben ihren eigenen Kindern noch zwei jugendliche Brüder zu versorgen hat. Sie tut das nicht durch Wiederheirat, zudem ist sie mit ihrem Anhang eine denkbar schlechte Partie, sondern als eine der ersten Frauen finanziert sie ihr Leben und das der ihr Anvertrauten über ihre schriftlichen Werke

Für ihre eigenen und andere Kinder verfasst sie das Erziehungsbuch „Buch der Klugheit“. Dieses Buch widmet sie Philipp dem Kühnen und sichert sich dadurch – für diese Zeit üblich – ein Entgelt.

Christine de Pizan stritt mit bedeutenden französischen Gelehrten über das Bild von Mann und Frau. 1399 kritisiert sie den an allen Höfen gelesenen Rosenroman, der dieses prägte.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Rosenroman

Der Rosenroman stellt Frauen als wankelmütig, leichtsinnig, verlogen, intrigant, spitzfindig, schlau und boshaft, unersättlich, treulos, eifersüchtig und ohne Gewissen dar.

„Was sind Frauen, sind sie Schlangen, Wölfe, Löwen, Drachen oder Feinde der menschlichen Natur, die es zu täuschem und zu überlisten gilt…“ Darum was Frauen seien, aber auch was Literatur als moralische Instanz bedeutet, ging es im ersten großem Literaturstreits Frankreichs, der zugleich erste „Querelles des femmes“ 

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Querelle_des_femmes

war.

Selbst nannte sie sich ironisch “ eine winzige Grille, die den lieben langen Tag mit ihren Flügelchen schlägt und laut herumzirpt“. Für sich selber formulierte sie ein Paradox wegen ihres ungewöhnlichen Lebens und Schreibens und sah sich zum Mann werden.

1404 schreibt sie ein Traktat zur richtigen Erziehung von Mädchen.


1405 stellt sie ihr wichtigstes Werk „Das Buch von der Stadt der Frauen“ fertig. Dieses Buch gilt als eines der ersten feministischen Werke europäischer Literatur. So wie sich der Autor des Rosenromans als Ich-Erzähler darstellte, tut sie gleiches in ihrem Werk. Sie berichtet wie ihr in ihrer Wut und Verzweiflung drei Damen erscheinen…Vernunft, Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit. Das Buch basiert auf drei Teilen, in denen jeweils eine der Damen – von der Erzählerin zu Hilfe gezogen – gemeinsam mit dieser eine Stadt errichtet. Baumaterial dieser Stadt sind an Stelle von Steinen Frauengestalten aus der Bibel, der Antike und der jüngeren Geschichte. Diese Frauen werden vorgestellt, so dass ein Lesebuch über berühmte Frauen entsteht. Christine schreibt darin u.a.:“Diejenigen, die Frauen aus Mißgunst verleumdet haben, sind Kleingeister, die zahlreichen ihnen an Klugheit und Vornehmheit überlegenen Frauen begegnet sind. Sie reagierten darauf mit Schmerz und Unwillen und so hat ihre große Mißgunst sie dazu bewogen allen Frauen Übles nachzusagen…“.

Die Kirchenväter hatten Eva der Schuld am Sündenfall bezichtigt und Frauen mit Sexualität und Sünde identifiziert, die Frau selbst konnte sich dem nur durch Jungfräulichkeit entziehen. Für Christine besteht „nicht der geringste Zweifel daran, dass die Frauen ebenso zum Volke Gottes gehören wie die Männer“.

Christine sieht Frauen als Menschen denen es nicht an Intelligenz mangele, sondern die eingeschränkt darin werden, sich zu bilden, weil sie sich in ihren Haushalten aufhalten müssen und sich damit begnügen müssen, ebendiesen zu führen. Wäre es üblich die kleinen Mädchen in eine Schule zu geben, sagt sie, würden sie genauso gut lernen wie die Söhne und die letzten Feinheiten aller Künste und Wissenschaften begreifen. Sie sagt auch, dass Väter und Ehemänner die sich dagegen wenden, weil dies der Moral abträglich sei, wohl selbst nicht sonderlich klug seien können und fürchteten, Frauen würden ihnen an Wissen überlegen sein. 

Nach dem Tod ihres Mannes fühlte sich Christine, die eine liebende Frau war, einsam, sah jedoch einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Intellektualität. Einer Freundin schrieb sie:“Wenn dein Mann noch lebte, hättest du dich zweifellos nicht in dem Maße wie jetzt deinen Studien widmen können, die Beschäftigung mit dem Haushalt hätte es verhindert.“

Friede ist in den Werken von Christine de Pizan, darunter befinden sich auch ein Fürsten- und ein Fürstinnenspiegel, ein Hauptthema, sie lebt in der Zeit des 100jährigen Krieges.

Ab 1418 zieht sie sich zurück und lebt bei ihrer Tochter im Kloster der Dominikanerinen von Saint-Louis de Poissy.

1429 erlebt sie noch Jeanne ‚d Arc und widmet ihr einen Lobpreis.

Häufig gebrauchte Christine de Pizan das Diktum „Je, Christine“ – als Ausdruck des Bewusstseins ihrer Würde als Frau und Individuum.