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Zum Tag

Länger schon beobachte ich im Bus zwei laut schnatternde Junggänse.

Eigens erlebte Patchworkfamiliengeschichten berichten sie sich gegenseitig. Ohrstöpselmusik tragen sie nicht, gelegentlich ein wohlbehütet eingepacktes Musikinstrument. Das Handy reicht eine der beiden Freundinnen der kleineren auch mitfahrenden Schwester, lässt sie ihr Spiel zu Ende bringen, um Ihrer Freundin besser zuhören zu können.

Und die hat was, echt.

Sie perliert über Bücher und den Wert dessen was sie schulisch gezwungenen lesen muss, zwar zu laut, aber mit solcher Hingabe, dass ich mir das beschriebene Buch demnächst besorge.

Genauso laut spricht die ca. 15jährige über den Werdegang der Kinder in der DDR. Jungpionier, sie weiß, die trugen blaue Halstücher – Thälmannpionier, sie weiß, die trugen rote Halstücher – FDJler. Hier weiß sie kurz nicht weiter zu anbefohlenen Kleidervorschriften, dann sagt sie… irgendwelche Blusen und hat Recht damit.

Jugendbewegungen können so viel bewirken meint sie, meint damit ihre eigene und stellt alle anderen von ihr nicht erlebten Jugenderlebnisse als absolut falsch beiseite.

So ein kluges Mädel, die schnapp ich mir demnächst zum Erzählen!

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Zum Tag

Die erste Arbeitswoche des Jahres liegt hinter mir. Alles beim Alten geblieben.

Erstaunlich immer wieder was ich an den Haltestellen und im Bus erlebe, bzw. höre.

Morgens kommt ein sehr junger Mann zum Überlandbus, ich schätze ihn auf 17/18 Jahre. Immer die Ohrstöpsel drinnen und auf dem Handy läuft irgendein Video oder Spiel. Immer schafft er es, als fast Letzter kommend, als Erster schupsend in den Bus einzusteigen. ( Irgendwann ziehe ich ihm die Stöpsel aus den Ohren und flüstere:“ drängel nicht so “ hinein. ) traf er einen Kumpel im Bus. Die Unterhaltung der beiden war aufschlussreich. “ Ey Alter, haste gewusst, das Westberlin mittend in der DDR gelegen hat?“ “ Nö Mann, Geschichte hab ich abgewählt.“ Weija!!!

Im Stadtverkehr sind die Busse nach wie vor überfüllt. Es gibt vorn Vierersitzplatzgruppen mit dem Zeichen daran, dass diese Plätze vorrangig für Behinderte und Alte frei zu halten sind. In beiden dieser Gruppen sitzt eine Familie mit Migrationshintergrund mit drei kleinen Kindern. Der Mann hat alle drei freien Sitzplätze mit Taschen belegt. Die gegenüberliegenden Plätze nehmen je ein: ein Dreijähriger, ein Fünfjähriger, die Mutter mit Kopftuch und Einjährigem auf dem Schoß, der letzte freie Platz ist mit ihren Einkaufsbeuteln belegt. Eine alte Dame mit Gehhilfe steigt zu, sieht sich suchend nach einem Sitzplatz um und bleibt länger vor den Jungs stehen, schaut sie direkt an. Keine Reaktion der Kinder, auch nicht von den Eltern. Ich sitze in der Reihe dahinter, neben mir eine junge Frau. Diese steht auf und bietet der alten Dame ihren Platz an, dankbar nimmt die an und sitzt jetzt neben mir. In der Reihe vor uns toben wild die größeren Kinder, der Kleine zieht an den goldenen Ohrringen seiner Mutter, daraufhin setzt sie das Kind dem Vater auf den Schoß. „Gut erzogene Kinder!“ sagt die alte Frau zu mir. Wir kommen ins Gespräch. “ Sobald man irgendwelche Äußerungen zu diesen sich häufenden Vorfällen in Bussen mit Migranten tätigt, wird man als Nazi beschimpft.“ sagt sie und weiter noch :“ Und das Schlimme ist, so viele im Westen verstehen das immer noch nicht. Naja, woher auch? Die haben nie die DDR erlebt, haben vom Ami Carepakete bekommen, uns hat der Russe die Gleise ausgegraben und das war noch das Wenigste.“

Es ist also alles beim Alten, auch im neuen Jahr.

Zum Tag

Heute lass ich bei einer von mir sehr geschätzten Bloggerin. Dabei fiel mir ein Post von mir vom Februar 2016 wieder ein. Er ist aktueller als zu dieser Zeit.

Weltengleicher Unterschied

Geboren wurde ich in einem kleinen Ort.
Noch keine Stadt, kein Dorf mehr.
Eine schmale Straße führt wenige Autofahrer an weit hinten in Wiesen geborgenen Häusern vorbei.
Zäune dienen dazu, Ziegen und Hühner nicht auf die Straße laufen zu lassen.
Das sieht nach Unschuld aus, nach Einvernehmen.
Jeder grüßt jeden, weil er ihn kennt.
Und schaut.
Nach allem und jedem Detail.
Weihnachtsfunkelnde Beleuchtung, das Auto steht in der Garage…
Die Kinder dieser Generation gehen entweder in die Städte oder werden eigenbrödlerischer als ihre Eltern je waren.
Und dennoch ist da Einklang.
Nachrichten werden gesehen, sie bedrängen nicht den persönlichen Alltag.
Schlimm ist, was in der Welt geschieht, gern hilft man dem SOS Kinderdorf.
Der eigene Alltag ist voll täglicher Last.
Waren es früher Kinder, Küche, Kirche ist zumindest das letzte K weggebrochen, wird ersetzt durch Berufstätigkeit.
Mein Gott…in der Kirche konnte man wenigstens noch gemeinsam mit anderen singen.
Die Arbeit frisst auf, für Frauen nach wie vor mit anderem Lohn.
Dafür braucht weniger gekocht zu werden, ganze Industriezweige bieten Nahrung aus der Dose, mit fertigen Zutaten und alles ganz fix.
Wertigkeit? Keine Zeit!
Und doch geht es mir als Frau gut in dieser Art der Gesellschaftsform. Immerhin darf ich seit einigen Jahrzehnten frei wählen.
Ich trage, was ich will. Dass die Nachbarn tuscheln, stört nur bedingt.
Oder ich bin die in die Stadt Gezogene.
Treibe täglich Sport, ernähre mich biologisch-ökologisch. Fit im Körper und im Hirn.
Mir gehört die Welt.
Kinder? Um Himmels Willen…in dieser Zeit…auf dieser Welt?
Außerdem habe ich gerade eine Stunde bei meinem Psychoanalytiker…“Warum wollten meine Eltern Kinder ?“ versucht er mir in der 60. Stunde zu erklären.
Und dann kommst du – Schwester – mir auf der Straße entgegen.
Genau wie ich kommst du aus einem Ort, der nicht Stadt und auch nicht Dorf ist.
Du hast Mut. Du hast Kraft. Du hast ein Ziel.
Dir selbst eine bessere Zukunft zu schaffen.
Gib mir deine Hand.
Ich nehme meine Mütze ab und du dein Kopftuch.
Unsere Haare wehen im Wind.
Das fühlt sich an…wie…Freiheit.

Zum Tag

Schau ich mich in meinem Großraumbüro um, komme ich mir vor wie im Bundestag – nur ohne dessen Diäten. Gut – ich sehe ein – es ist Fastenzeit.

Ein Teil der Belegschaft simmst, ein Teil plaudert. Es gibt auch einzelne Tätige. Dadurch sondern sie sich vom „großen Ganzem“ ab, verhindern aber damit den Untergang des sinkenden Schiffes.

Eine Teamleitung, eine fähige, könnte ordnen. Nun, wie denn, zwischen Handybenutzung und plaudern versucht sie ihr Gehalt zu sichern.

Zum Tag

Normal fahre ich nur am Nachmittag mit Bus oder Bahn. Für drei Tage musste ich das auch am Morgen tun.

(Nicht) schlimm. Den einen Kilometer langen Weg zum Bahnhof laufe ich dick eingemummelt und mit guten Schuhen, entgegen dem eisigen Wind. Wobei es mir schwer fällt um 5.00 Uhr aufzustehen, um geschniegelt und gebügelt 8.00 Uhr im Büro zu sein. Belohnt wurde ich gestern, eine Sternschnuppe fiel mir entgegen, wahrhaftiger Advent, der mir heute verloren gegangen ist.

Heute stieg ich am Zielort eine Haltestelle vorher aus, um mir in einer Bäckerei ein süßes Frühstück zu holen, weil ich verwöhntes Ding vor 6.30 Uhr nichts essen kann.

Neben dem Bäcker die Filiale einer Bank, für Geldautomaten, zwischen den zwei Automaten liegen auf dem Fußboden zwei junge Männer. 

Keine Asylanten. 

Keine Jacke wärmt sie.

Ich gehe zum Bäcker, kaufe zwei belegte Brötchen. 

Leise gehe ich zurück und lege neben jede der Seelen eins.

Wandelhaftes

Wir haben zu Hause die Decken stibitzt. Mit ihnen polsterten wir die Höhle aus, die wir in die Erde gruben.
Tief.
Zumindest aus unserer Sicht.
Schokoladenplätzchen, kleine flache Taler mit bunten Zuckerstreuseln darauf, sind unser Proviant.
Am Tümpel, 10 Meter weiter, stehen im Herbst Rußbutten. Ihre schwankende Schönheit ist uns egal, wir rauchen sie als Zigarren. Hinterher ist mit tagelang schlecht. Meine Großmutter versucht besorgt den Grund zu erforschen, ich halte durch. Verpfiffen wird nicht. Ihr Blick ist verstehend, sie liebt mich sehr.
Egal, wie das Wetter ist, wir sind immer hier. Also ich nur in den Ferien, wenn ich bei den Großeltern bin. Die Jungs haben’s gut, sie wohnen in der Nachbarschaft. Hier wohnen nur Jungs, ich bin das einzige Mädchen und auch noch ein Ferienkind. Macht nichts, abschütteln lasse ich mich selten.
Hinter unserer Höhle liegt der Bach und der Wald und dazwischen nichts als Freiheit.
Mitte der 70er kommen die Bagger.
Unsere Höhle wird platt gemacht.
Ein Freibad ist geplant. Gebaut wird nur das Nichtschwimmerbecken, dann ist das Geld alle.
Was hatten wir für Freude an ihm.
Den Erwachsenen war es zu klein, es wurde zum Bad der Kinder. Zu unserer „Pfütze“.
Bei Gewitter packten wir uns und unsere Siebensachen und suchten Obdach unter den vorgezogenen Dächern der Kabinenzeile. War der Regen vorüber, liefen wir so schnell wir konnten in das Wasser, das uns nun von südseehafter Wärme schien. Wir rutschten, Arschbombenspritzer verteilend, durch den Sommer. Als ich dafür zu alt wurde, sprangen meine Kinder für mich.
Ende der 90er wurde das Bad platt gemacht.
Das Geld war alle.
Seitdem steht das Gelände leer, wird langsam wieder eins mit dem Wald und der Auwiese, der es entrissen wurde. Spricht schon wieder in ihrer Sprache der Vögel und Kröten. Atmet den grünen Duft der Wiesen aus.
Kein Kind in Sicht,  weder auf der Erde noch im Wasser.
Seit kurzem wird gebaut.
Mehrere Holzblockhäuser. Alle im zukünftigen Besitz einer weitverzweigten Familie, die dort, wo wir unsere glücklichste Zeit verbrachten, ihr Domizil errichtet.
Ich wünsche ihnen viele Kinder und denen unser glückliches lachen.

Inzwischen ist das große Mehrfamilienhaus gebaut und bezogen. Kinder wohnen keine in ihm. An der Stelle des alten Schwimmbeckens, dort wo unsere Höhle war, befindet sich jetzt ein Pool, der von den wenigen Inhabern genutzt wird.

Irgendwie stört mich das, ich empfinde keinen Neid, aber Verlust.

Zum Tag

WordPress ist ein Medium auf dem ich kostenfrei teilen kann.

Wie alles in einer von Geld bestimmten Welt, lohnt es mit der Statistik von Aufrufen, mit gezählten Like’s usw.

Zusätzlich bietet es die Möglichkeit, den eigenen Blog privat zu führen.

Nachdem mich viele Anfragen zu dem warum dessen meinerseits erreichten, habe ich mich entschlossen, meinen Blog wieder für jeden zu öffnen.

Unabhängig davon, werde ich eventuelle Kommentare nicht mehr regelmäßig beantworten.

An die Gemeinschaft der Blogger glaube ich nicht mehr.

Ich denke laut oder Mensch bleib Mensch

Gestern lief ich vom Bus kommend nach Hause. Dabei muss ich an unserem Bahnhofsgebäude vorbei, dass vor wenigen Jahren kostenintensiv zum Haus der Vereine umgebaut wurde.

Im darin befindlichen Jugendtreff sind in den letzten Monaten nur jugendliche Migranten zu Gast.

Mein Heimweg führt mich am Zugang zu den Bahnsteigen vorbei. Unmittelbar davor bedrängten drei Migranten einen Jungen, alle Jungs im Alter von ca.14-16 Jahren. Aus dem Steitgespräch entwickelte sich ein tätlicher Angriff. Der bedrängte, deutsche Junge lief weg in Richtung Bahnsteig, auf dem sich mehrere Personen befanden. Diese Menschen waren im Alter von 6-70 Jahren, es waren ungefähr 15 Personen.

Bevor der Junge in direkte Nähe zu diesen Menschen gelangen konnte, hatten ihn die anderen Jungs eingeholt und umzingelt. Sie schlugen auf ihn ein, der Junge schrie laut.

Gegenüber vom Bahnhofsgebäude wird eine Villa saniert, auf einem Balkon standen Arbeiter und schauten dem Gerangel zu.

Von meinem Standpunkt aus, ca. 15 Meter entfernt, schrie ich …“Was macht ihr da…“ und bin direkt auf die Gruppe zugegangen. 

Der einzelne Junge lief mir entgegen und dann weg. Die anderen Jungs habe ich durch meine Anwesenheit aufhalten können. Ich fragte sie: “ Warum schlagt ihr auf den Einzelnen ein?“  Einer antwortete mir: “ Ich habe nicht geschlagen.“ “ Doch“ sage ich…“ ich habe es gesehen“. „Ja“ sagt er, „ich habe geschlagen, er hat zu mir gesagt…hau ab Ausländer.“

Keiner der am Bahnsteig stehenden Menschen, keiner der in der Nähe befindlichen Bauarbeiter, hat auch nur den kleinsten Versuch unternommen einzugreifen.

Immer noch überlege ich, wessen Schuld höher ist.

Zum Tag

Die Nachrichten bringen, dass in Altenheimen offenbar Hilfskräfte zu anderen als den ihnen zugeordneten Tätigkeiten herangezogen werden.

Ach ja! Offenbar??? Ich kann’s nicht fassen.

Meine Freundin ist ausgebildete Ergotherapeutin. Im Pflegeheim ist sie direkt als Hilfskraft eingestellt und wird dementsprechend bezahlt. Sie arbeitet natürlich als Ergotherapeutin dort.

Warum und wieso ist so etwas staatlich erlaubt und wird durch die Sätze für Pflegeleistungen provoziert?

Zum Tag

Was ist nur los?

Gestern forderte ein Mann einen anderen, jüngeren Mann in einer Buslinie der Stadt Chemnitz auf, seine Füße vom Sitz zu nehmen. Wann immer ich so etwas sehe, tue ich das auch.

Als der junge Mann den Bus verließ, verströmte er eine große Menge von Reizgas im Bus.

Mehrere Personen, darunter Kinder, mussten im Krankenhaus behandelt werden.