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Zum Tag

Wie war das als ich Oma Kind war?

Täglich lief ich in den Konsum, um einen Liter frische Milch zu kaufen, in einer Glasflasche.

Das Brot kaufte meine Mutter frisch beim Bäcker, der dieses Brot in eigener Backstube hergestellt hatte. Die Verkäuferin steckte das Brot nicht in eine Papiertüte und dann in einen Plastebeutel, sondern in den Brotbeutel, den meine Mutter dafür immer mitbrachte, wusch und wiederverwendete.

Zum Einkaufen fuhr niemand mit dem Auto, sondern meine Mutter lief 2x den langen Berg von unserer Wohnung in die Stadt, um die Einkäufe in wiederverwendbaren Beuteln heim zu schleppen.

Den 4 km langen Schulweg legte ich täglich, wie jedes andere Kind, zu Fuß zurück. Nie im Leben wäre es meinen Eltern eingefallen, mich mit dem Auto in die Schule zu fahren.

Nach der Schule schrieben wir uns keine Nachrichten über mobile Telefone, sondern wir trafen uns draußen. Auch nicht im Freizeitpark, sondern im Wald, um dort Räuber und Prinzessin zu spielen.

Mit meinen Freundinnen sammelten wir mit einem Handwagen alte Zeitungen und leere Flaschen in den umliegenden Hauhalten und brachten sie zur Altstoffverwertung, um so unser Taschengeld aufzubessern.

Im Herbst sammelten wir im Wald Kastanien und Eicheln, um sie dem Förster für die Wildfütterung im Winter bereit zu stellen.

Ich flog nicht mit meinen Eltern in Pauschalurlaube in ein möglichst billiges Sonnenland, wir verbrachten unsere Urlaube in der Heimat, um diese kennen zu lernen.

Es ist bedauerlich, dass in den Schulen kein Fach :“Leben lernen“ gelehrt wird, Geschichte wohl auch nur noch schlecht, sonst wüssten manche Kinder aus Chören mehr und ihre Lehrer ebenso.

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Zum Tag oder Geld regiert die Welt

Dieses Bild gibt es nicht mehr. Der Ort sieht heute so aus.

Den folgenden Artikel schrieb ich vor drei Jahren, immer hoffend, es würde nicht wahr werden. Umsonst.

Blauer Himmel, weiße Wolken segeln dahin, schweben über dem mit frischem, rotem Sand bedeckten Tennisplätzen.
Ein verträumt-belebtes, hundertjähriges Tennishaus, im Hintergrund reichen sich renovierte Altbauschönheit und neugebauter Sportprachtbau die Hand.
Was könnte das für eine Idylle sein.
Könnte !
Das große, altehrwürdige Gebäude im Hintergrund ist die ehemalige Landesverwaltungsschule.
2011 wurde sie mit großem Aufwand liebevoll renoviert und beherbergt nun zwei Kindergärten und zwei Grundschulen. Das parkähnliche Außengelände wurde schonend zum, alle Kinderwünsche erfüllenden, Spielplatz umgestaltet. Der alte Baumbestand wurde sorgsam geschützt und blieb so erhalten.
In solcher, vom Geist der Ästhetik geprägter Umgebung, können Kinder bestmöglich heranwachsen, denke ich, sooft ich dort vorbeilaufe und das emsige Gewusel im mit Lachen gefüllten Spielpark beobachten kann.
Schräg gegenüber befindet sich eine gepflegte, gern benutzte Sportaußenanlage, mit modernisierten Umkleide- und Duschkabinen.
Als im März 2013 die neue, moderne Sporthalle fertig gestellt wurde – das ist der Neubau, im Foto zwischen Schulgebäude und Tennisplatz zu sehen – schien das Glück perfekt.
Fast.
Die drei Tennisplätze, mit traditionsträchtigem 100jährigen und im Originalzustand erhaltenem Tennishaus – ein Museumsstück eigentlich – müssten dringend instand gesetzt und mit einer Drainage versehen werden, damit nicht nach jedem sommerlichen Regenguß alle Spiele abgesagt werden müssen und das große Wasser auftitschen beginnt.
Das auf den Tennisplätzen alle Schulkinder kostenlosen Tennisunterricht im Rahmen des Schulsports bekommen, daran arbeitet der Gärtnergatte schon lange. Und es sah gut aus…
Auch für die Sanierung der Plätze und damit für ein nach Beispielen suchendem Projekt der Gesamtanlage einer Kindergarten- Grundschul-Sport- und Erholungsmöglichkeit…
Der Teufel steckt im Detail.
Die neue Sporthalle musste wenige Wochen nach ihrer – feierlich begangenen – Eröffnung schließen.
Sie war nass. Das Wasser, das aus ungeklärten Gründen in das neue Gebäude eindrang, richtet solche Schäden an, dass die Halle geschlossen werden musste. Gutachten auf Gutachten werden erstellt, um einen Schuldigen zu finden…
Seit zwei Jahren steht der teuere Neubau nun leer und eine Behebung der Schäden hat nicht einmal begonnen.
Genauso scheiterte im vergangenen Jahr die Zusage der Sanierung der Tennisplätze. Eine rechtzeitige Beantragung von Fördermitteln war versäumt worden, es wurde eine schnelle Bearbeitung versprochen.
Die ist nun nicht mehr nötig.
Der Tennisplatz ist auch verkaufstechnisch gesehen günstig gelegen.
Aldi wittert fette Beute.
Aldi hat Geld.
Das Grundstück hat einen Wert, der sich im fünfstelligen Bereich befindet.
Aldi hängte eine Null hinten dran und versah die Zahl vorn mit einem dicken Bauch und im April dieses Jahres beschloss der Stadtrat den Verkauf des Geländes des Tennisplatzes an Aldi und somit dessen Abriß.
Eine Cola auf dem Weg zur Schule ist bald kein Problem mehr.
Wer fragt da noch nach Gesamteindrücken und weiterdenkenden Projekten ?
An der Zschopau, die in den letzten Jahren des öfteren mit schlimmen Folgen über die Ufer trat, hat die EU einen Dammbau gefördert.
Dort soll 2019 auch die Landesgartenschau stattfinden und eine grüne Erholungsfläche geschaffen werden, in der mit den nun durch den Verkauf erwirtschafteten Mitteln ein neuer Tennisplatz errichtet werden soll.
Wenn nichts dazwischen kommt.
Geld regiert die Welt.

Das Letzte vom Tag

Im Bus nach Hause sitzend, frage ich die völlig verschwitzte Busfahrerin, ob sie mich ein Stück weiter als bis zu meiner Haltestelle mitnimmt. Das erspart mir einen 20minütigen Heimweg in praller Sonne. Ein verstehender Blick in mein ebenso aufgehitztes Gesicht lässt sie zustimmend nicken. Sie umgeht damit eine Dienstvorschrift, aber was sind Vorschriften bei diesen Temperaturen.
So komme ich nicht gänzlich erschöpft zu Hause an und kann die Betten frisch beziehen, was uns hoffentlich eine Erfrischung zur Nacht sein wird.
„Weiß mir ein Blümlein blaue…“singe ich mir dabei. Die Gleichmäßigkeit der Melodie und die süßen Worte bringen mir Harmonie.
Wie gut es mir geht…
Wenn ich den Garten gegossen habe, kann ich unbesorgt den Wasserhahn aufdrehen und duschen. Ich erinnere mich an meine Kindheit. In dem villenähnlichen Haus – das den größten Teil meiner Kinderzeit mein zu Hause war – heute fast verfallen ist – damals jedoch durchaus als altehrwürdig bezeichnet werden konnte, waren die vorhandenen Wasserleitungen altersschwach.
Äußerlich glich das Haus mit seinen zwei wintergartenähnlichen Balkonen und dem kleinen parkähnlichem Hof einer Idylle, doch waren längst Reparaturen in allen Bereichen notwendig. So besaß eine der beiden Dachwohnungen keinen separaten Wasseranschluß, das Wasser wurde eine halbe Treppe tiefer – an einer dort befindlichen Gosse – in Eimern geholt.
Nach dem Tod meines Vaters musste meine Mutter mit uns beiden Mädchen unsere vorherige Wohnung verlassen. Es war eine zu den Praxisräumen meines Vaters gehörige, großzügige Dienstwohnung gewesen.
Sie tat alles, um es uns in unserem neuen Heim angenehm zu machen. Dazu gehörte auch der Einbau eines Bades, den sie selbst finanzierte. Die Vormieter hatten eine kleine Badewanne aus Emaille bei Bedarf in der Küche aufgestellt.
So konnte ich unbeschwert mein -damals wöchentliches – Bad nehmen.
Freitags war Badetag. An den anderen Wochentagen ließ ich mir Wasser in das mit dem Stöpsel verschlossene Waschbecken ein und wusch mich damit mit dem Waschlappen von oben nach unten. Tägliches duschen war und ist für meine Mutter unvorstellbar. Der mit Strom betriebene Warmwasserspeicher wurde nur zum baden am Freitag angesteckt, das Warmwasser für die täglichen Waschungen holte ich mir am Abwaschbecken in der Küche, dort hing ein kleiner Elektroboiler, der ca. 10 Liter Wasser erhitzen konnte.
So hielten es die meisten.
War der Sommer heiß und trocken – und an andere Sommer meiner Kindheit erinnere ich mich nicht – versagte der Wasserzufluss ganz.
Auf einem Berg gelegen, mit völlig veralteten Wasserleitungen ausgestattet, kam im Sommer des öfteren erst nur Rost-  und dann gar kein Wasser mehr aus dem Hahn.
Damit waren wir kein Einzelfall, das ging den meisten Haushalten auf unserem Berg so.
Ein großer Wasserwagen wurde gestellt und für das notwendigste wurde das Wasser von dort in Eimern geholt. Wäsche waschen fiel damit aus.
In der Badewanne stand auf einem Handtuch ein Eimer und daraus wurde sich sparsamst bedient.
Ich fand das nicht schlimm, meist war ich den ganzen Nachmittag im Schwimmbad gewesen und hatte schon fast Schwimmhäute zwischen den Fingern.
Heute frage ich mich, wie das alles so reibungslos funktionierte. Meine Mutter ging arbeiten und war genauso müde und verschwitzt, wie ich es heute bin.
An diese Zeit zurück zu denken, hilft mir die Dinge des Alltags mit Gelassenheit zu nehmen.
Meine Gedanken fließen wie die Hausarbeit unter meinen Händen.
Ich entspanne mich, die Tochter schickt mir ein Foto ihres nachmittäglichen Waldspaziergangs mit der Schaukelinhaberin. Dort haben sie Erfrischung gefunden. Und einen Frosch.
In mir macht sich Hoffnung breit. Darauf, dass es nicht zu spät ist, unsere Welt im Gleichgewicht zu halten.

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