Ich denke laut oder Mensch bleib Mensch

Gestern lief ich vom Bus kommend nach Hause. Dabei muss ich an unserem Bahnhofsgebäude vorbei, dass vor wenigen Jahren kostenintensiv zum Haus der Vereine umgebaut wurde.

Im darin befindlichen Jugendtreff sind in den letzten Monaten nur jugendliche Migranten zu Gast.

Mein Heimweg führt mich am Zugang zu den Bahnsteigen vorbei. Unmittelbar davor bedrängten drei Migranten einen Jungen, alle Jungs im Alter von ca.14-16 Jahren. Aus dem Steitgespräch entwickelte sich ein tätlicher Angriff. Der bedrängte, deutsche Junge lief weg in Richtung Bahnsteig, auf dem sich mehrere Personen befanden. Diese Menschen waren im Alter von 6-70 Jahren, es waren ungefähr 15 Personen.

Bevor der Junge in direkte Nähe zu diesen Menschen gelangen konnte, hatten ihn die anderen Jungs eingeholt und umzingelt. Sie schlugen auf ihn ein, der Junge schrie laut.

Gegenüber vom Bahnhofsgebäude wird eine Villa saniert, auf einem Balkon standen Arbeiter und schauten dem Gerangel zu.

Von meinem Standpunkt aus, ca. 15 Meter entfernt, schrie ich …“Was macht ihr da…“ und bin direkt auf die Gruppe zugegangen. 

Der einzelne Junge lief mir entgegen und dann weg. Die anderen Jungs habe ich durch meine Anwesenheit aufhalten können. Ich fragte sie: “ Warum schlagt ihr auf den Einzelnen ein?“  Einer antwortete mir: “ Ich habe nicht geschlagen.“ “ Doch“ sage ich…“ ich habe es gesehen“. „Ja“ sagt er, „ich habe geschlagen, er hat zu mir gesagt…hau ab Ausländer.“

Keiner der am Bahnsteig stehenden Menschen, keiner der in der Nähe befindlichen Bauarbeiter, hat auch nur den kleinsten Versuch unternommen einzugreifen.

Immer noch überlege ich, wessen Schuld höher ist.

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77 Antworten zu “Ich denke laut oder Mensch bleib Mensch

  1. Hallo, als unbeteiligte Person ist es immer schwierig den Schuldigen zu ermitteln. Ich finde es sehr gut das Du die Courage hattest einzugreifen. Das tun immer weniger Menschen zu ihrem Schutz, was man einerseits gut verstehen kann. Auf der anderen Seite braucht es friedliche Menschen mit Mut um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Ich selbst habe solche Situationen auch schon gerade am Bahnhof häufiger beobachten müssen. Als Rollstuhlfahrerin bin ich in so einem Moment allerdings machtlos. Ob ich tatsächlich den Mut hätte einzugreifen, keine Ahnung. Du hast auf jeden Fall das absolut Richtige getan und dafür zolle ich dir meinen absoluten Respekt!
    Liebe Grüße Sanne

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  2. Ja es ist immer nur einer der was sagt oder einschreitet. Alle anderen stehen wie Ölleken Doof und schauen nur was passiert. So ist es auch bei Unfällen. Traurig aber wahr. Hast du gut gemacht, liebe Arabella.

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  3. Das ist nur der Anfang. In den Achtziger gab es in Hamburg diverse solche Cliquen, die weit größer waren als diese Gruppe. Erst als es Tote gab, schritt das LKA ein.

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  4. Weg- und Zuschauen ist ja so einfach
    Es ist ok, wenn man nicht mit persönlichem Einsatz einschreitet, aber lautes rufen hat schon manche „Spitzbuben“ vertrieben. So wie Du es gatan hast.
    Ich höre oft den Satz: „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ – dem stimme ich so nicht zu. Größere gegen Kleinere, Mehrere gegen Einzelne- so etwas geht gar nicht und da sollte man einschreiten. Wenn es durch ein lautes rufen geschieht.
    Gut dass Du wenigstens reagiert hast.

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  5. Die deutsche Mentalität scheint der der Muslime nicht unähnlich. Den Dienern des Propheten verlangt es nach einer Vaterfigur an der Staatsspitze. Solange er für die Umma sorgt, darf er auch korrupt sein, tut er das nicht, wird er davon gejagt.
    Wir haben zur Zeit eine Leitkuh, was für eine Elefantenherde ein Segen wäre. Der Deutsche braucht allerdings einen Vati, genau
    wie der Rechtgläubige. Einen Kaiser, einen Führer, oder einen Bundeskanzler …
    Alles könnte gut werden. 😉

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  6. Es ist alles Gewalt, egal ob verbal, psychisch oder physisch. Welche am ’schlimmsten‘ ist, sei einmal dahingestellt. Diese lässt sich meist auch begründen, in Abhängigkeit von dem was man gelernt/gesehen/erlebt hat im Leben, von der Persönlichkeit und der jeweiligen Situation. Um ihr zu begegnen, muss man sie verstehen, sie zu mindern bedeutet viel Arbeit. Das fängt auf dem Schulhof an, oder auf dem Fußballplatz, wenn sich die Eltern der F-Jugend prügeln. Jede/r kann betroffen sein, wir reden hier noch nicht von Aus- und Inländern, also Menschen die extremst nur Kriege erlebt haben, die keine Chance in der deutschen Gründlichkeit bekommen oder die es nicht verstehen ihre Chancen zu nutzen, wir unterscheiden nicht zwischen besseren und schlechteren Menschen. Meist fängt es doch an mit einem negativen Erlebnis, oder einer einfachen Provokation, die sich zufällig begegnen. Aggression kann auch versteckt sein, ein schönes Beispiel sind Internetforen oder etwas gemindert auch Blogs (Teil-Anonymität), in denen auf andere verbal eingeschlagen wird. Gegenwehr ist schwierig, und nachdem die Forenlemminge dem Aggressor verbale Unterstützung zusagen, wird der Gegner isoliert und er nimmt daraus mehr oder weniger, aber immer Schaden. Es empfiehlt sich bei sich selbst anzufangen. Immer wieder. Man sollte in eigenen schwierigen Situationen durchaus überlegen, was man zur Deeskalation beitragen kann bzw. ob man zur Eskalation beigetragen hat, ohne dass es einem bewusst war. Aus körperlichen Gründen bin ich den Jungskeilereien immer aus dem Weg gegangen. Das war die beste Strategie. Was wäre gewesen, wenn es besser gewesen wäre mir aus dem Weg zu gehen? Hätte ich es ausgenutzt und die Kumpels regelmäßig verdroschen? Wäre dann die Gewaltstrategie die meine gewesen? Ich bin aber auch nicht viel verhauen worden (auf freier Wildbahn), da ich in ‚geordneten‘ Wohngebieten groß geworden bin. Hat es mich geprägt? Hat mich die Gewalt aus der Erziehung (verschiedene Arten, aber damals ’normal‘) geprägt? Schaffe ich es, eigene negative Erfahrungen nicht weiterzugeben?
    Wie gesagt, ein schwieriges Feld, das ohne vertiefte Kenntnis in der speziellen Situation kaum zu lösen ist. Der Mensch ist ein Herdentier, erst vor einigen Wochen erlebte ich eine schwierige Situation eines Zulieferers in der Innenstadt. Alle haben geschaut, keiner geholfen, nach wenigen Denksekunden hat sich ein Helfer in Bewegung gesetzt, plötzlich standen 10-12 Helfer da. Da also dasselbe, wie wurde man sozialisiert, wie schnell ist man in der Situationsanalyse einschließlich der Beurteilung über die eigenen Folgen.
    Just my 5 Ct.

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  7. Du hast einfach das Richtige getan.
    Das war gut.

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  8. 72 Jahre Umerziehung, haben aus vielen Deutschen Memmen gemacht. Stark sind sie nur noch am Stammtisch oder in den Sozialen Netzwerken, sprich dem Internet. Das zur Frage warum niemand eingreift. Ich habe und ich werde. Und dem Jungen hätte ich vermutlich noch eine (verbale) Abreibung verpasst, aber ihn auf jeden Fall vor Gewalt geschützt. Weder dieser Junge noch die anderen haben Schuld. Schuld haben jene, die weltweit für Krieg und Terror verantwortlich sind. Einige davon sitzen (noch) in Berlin.

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    • Siehst du.
      Eine Aussage von mir, die der Wahrheit entspricht.
      So viele Antworten.

      Es besteht Handlungs- und Redebedarf.

      Der deutsche Junge war weggelaufen, mit einem der anderen Jungs habe ich gesprochen.

      Immer denke ich dabei an deine Geschichte vom Wald in den man nicht gehen muss….

      Gute Nacht

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      • Nicht nur in Deutschland ist man „stumm“ geworden und die pure Gewalt regiert. Aber wir alle können uns wehren und ich spreche nun nicht von Gegengewalt. Auf der anderen Seite und das müssen Deutsche wieder zwingend lernen, besteht Handlungsbedarf in Sachen Zivilcourage. Mit schönen Worten werden aus verrohten Gesellschaften stammende Menschen nicht fügsam. Da kann vor einer Diskussion auch eine „Ohrfeige“ helfen. Stärke wird von vielen Menschen noch immer anerkannt. Diese Ohrfeige kann durchaus verbaler Natur sein. Let’s talk!

        Guten Morgen 🙂

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  9. Gut, bist du eingeschritten!
    Es gab es schon immer, solange ich denken kann, dass mehrere auf einen eingeprügelt haben, ich fand das, auch schon immer, feige und wenn ich konnte bin ich immer dazwischen gegangen.

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  10. Sylvia Kling - Autorin

    Das ist Alltag auf der neuen Schule meines Sohnes. Ich habe ihn dazu erzogen, gegenüber Migrantenkindern unvoreingenommen zu sein.
    Vor zwei Wochen kam er nach Hause und sagte: „Mama, ich kann das so nicht mehr teilen.“ Dennoch verhält er sich ruhig gegenüber den jungen Menschen Migranten (er hat deren Aggressionspotenzial erkannt).
    Er erzählt mir täglich von Vorfällen:
    Die Kinder spielen in der Pause Fußball. Einer wird im Dialog direkt von einem jungen Migranten angegriffen, gewürgt und an das Fußballtor gedrückt.
    Der Direktor griff ein.

    Vor wenigen Tagen trat einer (mein Sohn saß und aß seine Schnitte) meinem Sohn mit Wucht in das Knie. Das ist blau-unterlaufen!
    Mein Sohn sagt, dass er den Blick jetzt senkt, wenn er ihnen begegnet.

    Ich habe seit wenigen Wochen mindestens vier Mal Rotz und Wasser geheult.
    Das Aggressionspotenzial der Jugendlichen allgemein ist an dieser Schule enorm, wobei es sich bei Einheimischen in verbaler Form äußert.

    Mein Sohn wird jetzt mit Kampfsport beginnen, obgleich er lieber Fußball spielt. Er neigt in keinster Weise zur körperlicher Gewalt (im Gegenteil!), aber bei diesem Sport soll er an Selbstbewusstsein gewinnen und diese ausstrahlen. Auch soll er IM NOTFALL sich wehren können.

    Diese Entwicklung macht mir Angst, Arabella. Große Angst!
    Danke für Dein Eingreifen. Mir treibt das gleich wieder Tränen in die Augen.

    Herzensgrüsse
    aus der Nähe von Meißen

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    • Nicht weinen.
      Ich hab in die Augen des deutschen Jungen gesehen. Da war Angst.
      Ich hab in die Augen des Migrantenjungen gesehen.
      Da war Wut.
      Beides verstehe ich.

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      • Sylvia Kling - Autorin

        Ja, durchaus. Doch ich verstehe nicht – wie auch in Deinem Bericht – wie viele Menschen wegsehen.
        😢

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        • Das ist das Eine.
          Das Andere ist das Wegsehen der Regierung vor dieser uns völlig unbekannten – im Übrigen von Gästen absolut unangebrachten – Art von Wut.

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          • Sylvia Kling - Autorin

            Absolute Zustimmung. Ich präferiere eine differenzierte Betrachtung. Auf FB beispielsweise erlebe ich täglich unsäglichen Hass, aber auch eine verklärte Sozialromantik.
            Beides ist destruktiv.

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            • Diesem Medium bleibe ich fern.

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              • Sylvia Kling - Autorin

                Wenn man filtert, geht es (ab und an zumindest). Ich mache dort auch mein Marketing. Darauf verzichten kann ich mir kaum leisten.
                Außerdem habe ich dort ganz tolle Menschen – auch real – kennengelernt.

                Aber: Vor/nach Wahlen oder nach Anschlägen ist es beinahe unerträglich. Jede Woche wird eine andere Sau durchgetrieben.
                Daher verstehe ich Deine Einstellung nur zu gut.

                Hab ein schönes Wochenende – wird ja eher zum Kuscheln und Suppe schlürfen. 😊

                Gefällt 1 Person

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