Nepomuk Hastig wird noch langsamer und findet dabei Gleichgesinnte

Nepomuk Hastig fährt keine Autobahnen. Die Schnelle der vorbeirasenden Autos macht ihn bange, der viele Asphalt und Beton auch. Eingeklemmt zwischen sich ständig überholenden Lastern, deren Fahrer unter enormen Zeitdruck stehen, bekommt er Platzangst. Über die Bundesstraßen auszuweichen ist seit Zeiten des Besitzes von mindestens zwei Autos pro Familie ein stauiges Nervenzehren. Im Benzingeruch geht jeder Atem der Natur verloren. Nepomuk lebt allein, es fällt ihm leichter etwas mehr Zeit in die Fahrt zur Arbeit zu investieren als anderen. So nimmt er nicht den kürzesten Weg, sondern den ruhigsten. Dass auf den von Bauerngärten gesäumten Dorfstraßen höchstens 30 km/h gefahren werden darf, bietet ihm Zeit, all das was vor ihm liegt in sich aufzunehmen. 

Abseits der großen Städte und Straßen findet er eine Lebensweise, die tief in ihm zu ruhen scheint. Er sieht Hauswände bewachsen mit Wein, dessen Trauben auf der darunter stehenden Bank voller Genuss verzehrt werden können.

Stockrosen blühen daneben. Ein Pfirsichbaum spendet reiche, süße Frucht. So viel Süden im Herzen! Nepomuk muss anhalten und aussteigen, um all die Pracht in Gänze zu bestaunen, in sich aufzusaugen. Am Zaun sprechen zwei Holzkopffiguren offen – einander zugeneigt – miteinander, ihre Freundlichkeit ist Spiegel der Hausbesitzerin, die den bestaunenden Gast augenlächelnd begrüsst und sich diebisch darüber freut einen Gleichgesinnten getroffen zu haben.

Südwärts reifen gelbe Früchte an der anderen Hauswand, davor die Idylle eines liebevoll angelegten Bauerngartens. Nepomuk hält die Früchte für Birnen, wird belehrt, dass es gelbe Pflaumen seien.

Dazwischen ein Vogelkasten, eingehüllt in den süßen Duft von Phlox, einem Duft der Sommer selbst ist. 

„Komm wieder, wenn die Pflaumen reif sind.“ Nepomuk ist scheu, weiss nicht ob er das tun wird. Aber den Satz, den trägt er mit sich, wie einen Schatz.

28 Antworten zu “Nepomuk Hastig wird noch langsamer und findet dabei Gleichgesinnte

  1. Dieses Haus strömt eine ungeheure Beschaulichkeit und Ruhe aus, wunderbar!
    VlG

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  2. Wie schön ist daaas denn!!

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  3. Nepo ist ein Träumer und hat eigentlich nichts im Straßenverkehr zu suchen.
    Aber er hat erkannt, dass der kürzeste Weg nicht immer der schnellste ist.

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  4. Mit DEM Song obendrüber hätt‘ ich ja alles geliked. 😉 aber die Geschichte ist auch schön. Sehnsucht nach Idyll. Jaja. Warum nur immer aufschieben bis zum St. Nimmerleinstag. Grummel grummel grummel.

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  5. Far away werde ich ab nächster Woche sein, wir fliegen wieder nach Japan. Ob es dort idyllischer ist? Sagen wir so, dort gibt es viele Autos. Schnell sind die auch und die Polizei ist überall. Es mag wie ein Widerspruch klingen, aber ich mag Natur und Idylle sehr. In Japan werde ich sie finden.

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  6. Wow… diese Bilder sind ein wunderbarer Ausflug in eine beschauliche, heile Welt… Besonders gefallen mir auch die Farben und Formen der Bilder! man muß sie immer wieder betrachten und entdeckt schöne Details… Gleichzeitig überträgt sich die schöne Stimmung auf einen selbst… Danke dafür! Alles Liebe, Nessy

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  7. Was für eine schöne Geschichte 🙂 🙂

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  8. Was für eine Idylle…

    die bezaubernde Geschichte noch dazu, einfach *wie ä bissel schöööön !

    Danke, es war ein Genuss ❤

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  9. Traumhaft! Einfach nur traumhaft!

    Eine Hälfte von uns hat das große Glück mit dem Rad zur Arbeit fahren zu können. Der Weg führt ein Stück an einem Bach entlang. Sehr schöne Strecke! So macht der Weg zur Arbeit richtig Spaß. Auf dem Heimweg hilft die Strecke den Kopf frei zu bekommen. Ein Geschenk!

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  10. Idyllisch! Da säße ich auch gerne!

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