Traditionelles

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Meine Frau Schwiegermutter entstammt einer Bäckerfamilie.
Aufgewachsen ist sie in einem kleinen, alten Stadthaus, dessen untere Etage Backstube und Ladenraum war.
In ihren Kindertagen hatten ihre Eltern um Weihnachten kaum Zeit für sie und ihre Schwester – Backhochsaison.
Anstatt Behaglichkeit herrschte Trubel und die vielen, fremden Menschen haben dem kleinen Mädchen, das sie damals war, Angst gemacht.
In den einzelnen Haushalten wurden die köstlichen Zutaten für den Christstollen, der in Sachsen zu keinem Weihnachtsfest fehlen darf, liebevoll vorbereitet.

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Die Rosinen in Rum einzulegen, die Mandeln zu mahlen, das Zitronat abzuwiegen, all diese Arbeiten waren Teil der Vorfreude auf die guten Tage um den Jahreswechsel herum und schon selbst ein kleines Fest.
War das Mehl abgewogen und gesiebt,

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wurden alle Zutaten in einen Handwagen geladen und man fuhr damit zum Bäcker, der den Teig knetete und buk.
Das war für den Bäcker schwere Arbeit, erst recht, wenn das Fett kalt geworden war und sich der Teig noch schwerer kneten ließ.
Mancher Bauer spannte sogar sein Pferd an, um das feine, fertig gestellte Weihnachtsgebäck abzuholen.
Uns ist meine Schwiegermutter eine unersätzliche Hilfe beim Stollenbacken.
Alles was man dafür braucht, hat sie zu Hause vorbereitet. Stollen ist eine teuere Leckerei, der Wert der Waren allein für unsere acht Weihnachtsstollen liegt bei runden zweihundert Euro.
Vielen Bäckern bereitet das Kopfzerbrechen. Es ist kaum möglich, das auf den Preis umzulegen.
Wir haben es gut und nur die Zubereitung zu erledigen, die ein Fest ist.

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Das aufgegangene Hefestück kommt zum gesiebten Mehl und wird von den starken Händen meines Gärtnergatten in einer Wanne zu einem glatten Teig verknetet.

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Acht Pfund Mehl hat er zu verarbeiten.
Sein Großvater hat die Zutaten der Kunden in bis zu sechzehn Pfund verarbeitet. Mehr schafft eine Menschenhand nicht und an Knetmaschinen war nicht zu denken.
Weiter verarbeitet wird der Teig auf der Platte.

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Rosinen, Mandeln und Zitronat müssen kräftig untergeknetet werden.
Egal wie alt man ist, hat man eine Bäckermütze auf, darf man mitkneten.

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Die fertigen Teigkugeln werden abgewogen

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und müssen ruhen.
Stollen können nach dem Backen nicht gleich verzehrt werden, sie müssen ziehen.
Der Duft den sie verbreiten, ist zu verlockend. Damit wir etwas zum sofort naschen haben, backen wir in der Zeit, in welcher der Stollen ruht, einen Stollenkuchen.
Unter 2/3 Stollenteig werden 1/3 kalte, gekochte und gepresste Kartoffeln gemengt.

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Auf ein Blech verteilt, wird der Stollenkuchen mit reichlich Butter bestrichen, gezuckert und gebacken.

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Eine köstliche Vorfreude auf den Stollen ist das.
Das Kuchen backen hat gleichzeitig den Ofen vorgeheizt und nun kommen die Laiber, die in Formen liegen, hinein.

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Gut, das wir unseren Stollenkuchen haben, der aufsteigende Duft ist verlockend.
Einen Vorrat von Christstollen für die ganze Familie haben wir uns gebacken, der jetzt noch mit Butter eingestrichen und mit Puderzucker besiebt werden muss.
Weihnachten ist das Fest der Freude.
Vor allem der, die man anderen macht.
Deswegen sind bei unseren Stollen auch zwei Bloggerstollen dabei.

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Damit der Stollen gut ziehen kann, ist es wichtig ihn fachgemäß zu verpacken. Er soll keinesfalls austrocknen.
Deshalb kommt er in spezielle Stollentüten und danach in Pappkartons.

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So verpackt, kann er in zwei, drei Wochen angeschnitten werden.
Meine liebe Tochter und die Schaukelinhaberin waren aufmerksame Zuschauer, damit sie eines Tages die Tradition des Stollenbackens in unserer Familie fortsetzen können.
Eine Tradition die meine liebe Frau Schwiegermutter von ihren Eltern übernommen und an uns weiter gegeben hat.
Dafür danken wir ihr sehr.

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53 Antworten zu “Traditionelles

  1. Ich könnte so ein Stück zum Frühstück essen… 🙂

    Guten Morgen und GLG

    Maccabros

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  2. Ihr seit ja echte Stolenbackmeister! Bei uns hat mein Stiefvater das Stollenbacken an meine Tochter weitr gegeben. Ich bin aussen vor. Da bin ich froh, dass du ja meine Adresse hast 😂😂😂

    Stollenkuchen kannte ich bisher nicht, der sieht aber auch sehr leckr aus.

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  3. Guten Morgen!
    Wart Ihr schon fleißig !
    Das ist ja mal eine interessante Stollenbacklehrstudie!
    Bestimmt sehr lecker, aber er muß ja noch „durchziehen“…

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  4. Hach ~~~~~
    Als kleiner Ärmelbub war ich fast täglich in der Backstube. Da meine Grosseltern das Kriegsende nicht mehr erlebten, war die nur wenige Jahre alte Bäckerei inzwischen verpachtet.
    Die Atmosphäre und die Düfte der Backstube werden mir ewig in Erinnerung bleiben. Die grossen Maschinen, der riesige Backofen und die geschickten Hände des Bäckers und seiner Bäckerburschen.
    Bei gutem Wetter stand ein alter Tisch im Hof um den die Nachbarinnen sassen. An der Tischplatte waren handbetriebene Maschinen befestigt. Damit wurden je nach Jahreszeit Kirschen oder Pflaumen entkernt und natürlich auch Äpfel geschält. Dabei wurde lebhaft geschnattert 😉
    Der alte Tisch steht jetzt in der neuen Ärmelgalerie. Hach ~~~

    Morgenschöne Grüsse aus dem grauhimmlischen Bembelland

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    • Der Tisch steht bestens.

      Bei der Schwiegermutter war das alles kleiner, einfacher.
      Die alte Backstube war, als ich das erste Mal in diesem Haus war schon Küche.
      Der Ofen war als „Abstellkammer“ genutzt.
      Leider wurde das Haus später verkauft…

      Vielen Dank für Ihre feinen Erinnerungen.
      Stürmische Grüße, Ihre Arabella

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  5. Du hast einen ganz wunderbaren Bericht über eure Tradition geschrieben und der Stollen sieht jetzt schön köstlich aus. Auch ich werde bald mein Glück versuchen und habe auch ein kleines Bäckergoldstück von fünf Jahren, die es liebt mir in der Küche zu helfen 🙂

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  6. Bloggerstollen 😁😁😁😁😁
    super cool !

    ich würde den Beitrag mit den 2 Bloggerstollen als Themenbild gern rebloggen 😉 ok ?

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  7. Ich kann ja den Duft vis hier her riechen… hmmm… bei uns wird die Backstube heut auch eingeheizt ☺einen wunderschönen Tag wünsche ich dir

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  8. Wir neigen unsere Häupter vor der Leistung! Großartig!
    Traditionen muss man wahren, denn sie verbinden die Menschen (in diesem Fall Deine Familie) miteinander.
    Wir konnten übrigens beim Lesen des Berichts ganz deutlich den Duft von Frischgebackenem riechen! Ganz deutlich! 😉
    Gelernt haben wir auch wieder was: wir wussten nicht, dass es Stollentüten gibt! Und allein der Name Sachsenmehl an sich ist grandios! 🙂 🙂
    Liebste Grüße aus dem windigen Speyer
    AnDi

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  9. Mein Kompliment! Phantastisch sieht er aus euer Stollen

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  10. Da freu ich mich auch schon drauf. 🙂
    LG, Eberhard

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  11. Wunderbar, wenn Traditionen gepflegt werden. Das hätte ich mir von meiner Omi auch gewünscht – damals.
    Sehen sehr lecker aus, sicher von allerfeinstem Geschmack.

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  12. Pardon, dass ich pubertär werde, aber: Alter, was für eine krasse Aktion! Und das jedes Jahr, großartig, fabelhaft. Und so lecker. Da freu ich mich gleich doppelt aufs Stollenbacken am Wochenende. Danke fürs Vorfreudemachen 🙂

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  13. Als Gelernter Bäcker kann ich nur sagen Hut ab !
    Solche Aktionen sollte es überall, und vor allen regelmässig geben. Egal ob Stollen, oder man trifft sich 1x im Monat um Brot zu backen. Sowas finde ich einfach Klasse ! Und man weiß hinterher wieder, wie es schmecken soll, und kann dann die wahren Qualitäten zwischen Discounterpappe und richtiger Backware erkennen 😉

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