Der Beginn meiner Kräuterleidenschaft oder Frauenmantel und der Tee daraus

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Manche Dinge kommen leise, schleichen sich an, bleiben als warmer Hauch in der Erinnerung, vergehen nicht und wachsen stetig.
Meine Vorliebe für Geschiche, vor allem für Frauen in der Geschichte, brachte unweigerlich die Begegnung mit den als Hexen verfolgten Frauen mit sich. Einige davon waren Kräuter- und Wissensammlerinnen. Die Kraft der Kräuter zu kennen, aus Überlieferungen zu lernen, das gesammelte Wissen weiterzugeben, auf dass es nicht verloren geht, das alles faszinierte mich sehr. Nicht so sehr jedoch, dass ich angefangen hätte selbst Kräuter zu sammeln.
Obwohl die Idee dazu dadurch schon da war. Eine andere Begegnung brachte den Ausschlag gebenden Anstoß. Im Tal, in dem ich wohne, liegt ein Wäldchen, das von einem Bach durchflossen wird. An dessen Uferrändern wachsen an schlecht zugänglichen Stellen Kräuter, unter anderem auch Frauenmantel… immer noch nicht genug, um mit der Kräutersammelei zu beginnen.
Auf einem Spaziergang traf ich auf eine Frau, die sich den Frauenmantel gesammelt hatte. Die schönen Zweige in der Hand, lag auf ihrem Gesicht ein solch inniges, seliges Lächeln, dem nur ein Zustand des Gleichklangs im Inneren diesen Ausdruck verleihen konnte.
Und das war es, wonach ich suchte.
Dieser Zustand der Verbundenheit mit der Natur und ihren alltäglichen Wundern und die daraus sprudelnde Kraft, das war es wonach ich mich sehnte.
Ihr Bild blieb in meinem Kopf und verließ mich nicht mehr. Noch immer hat es gedauert, bis ich selber zu den Kräutern fand und immer noch bin ich auf dem Weg zu innerer Harmonie. Ein Anfang ist gemacht und gelegentlich gleicht mein lächeln in ruhigen Momenten, dem von mir angestrebten Zustand.
Frauenmantel habe ich mittlerweile auch im Garten. Er ist eine Liebesgabe des Gärtnergatten.

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In kurzer Zeit hat er sich eingelebt und liefert mir freudigen Anblick und für meine Bedürfnisse ausreichend Tee.
Alchemilla vulgaris – der lateinische Name des Heilkrautes kommt vom arabischen „alkemelych“, das zu Alchemie wurde. In ebendieser wird Frauenmantel hoch geschätzt. Es ist eine „Wetteranzeigepflanze“. Bei herannahendem Regen schwitzt sie kristallklare Tropfen aus.

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Aus diesen glaubten die Alchemisten, die Suchenden vergangener Tage, den Stein der Weißen herstellen zu können.
Den glitzernden Tropfen werden noch andere Eigenschaften nachgesagt.
Sich damit zu waschen soll Frauen dazu verhelfen, elfengleich zu sein. Früher ging man davon aus, dass eine Benutzung in der Lage sei, die Jungfräulichkeit wiederherzustellen, zudem sollten sie für immer straffe, volle Brüste ermöglichen.
In Fruchtbarkeitszaubern fand es Anwendung und es soll magische Kräfte bei der Reinigung des dritten Auges entfalten.
Vielleicht versuche ich es mal…
Frauemantel, der umgangssprachliche Name weißt darauf hin, dass es sich hauptsächlich um ein Frauenheilkraut handelt und dem ist auch so.
Eine Warnung!
Schwangere sollten das Kraut meiden, erst in den letzten 6 Wochen vor der Geburt und vor allem danach ist es ihnen hilfreich. Das Kraut verhindert die Eisenaufnahme im Blut, für Schwangere ist diese von großer Bedeutung.
Hilfreich ist der Tee bei Regelschmerzen und gegen die unliebsamen Nebenwirkungen des Klimakteriums.

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Dioskurides, der bekannte Arzt der Antike, empfiehlt es um Blutungen zu stoppen. Es kann dabei sowohl innerlich als äußerlich angewandt werden.
Frauenmantel besitzt eine adstringierende Wirkung, stillt den Blutfluß und beschleunigt die Wundheilung. Nach einer Geburt ein feines Hilfsmittel.
Eine aus dem Tee hergestellte Lotion bringt Linderung bei Ekzemen und Insektenstichen.
Für den Tee kann das Kraut frisch oder getrocknet verwendet werden. Die Sammelzeit reicht von Anfang Mai bis in den September. Gesammelt wird das gesamte Kraut von der blühenden Pflanze. Dabei umfängt das Rosengewächs mich mit einem feinen Duft, der honigartig mild ist. Unscheinbar sind die Blüten in sanftem lindgrün und mir eine geliebter Blickfang, genau wie die schönen Blätter, die Wasser wie ein Mantel abperlen lassen. Frauenmantel eben.
Seine Inhaltsstoffe wie Bitterstoffe, Gerbstoffe, Salizylsäure, Phytosterin, Antioxydanzien, Glykoside und ätherische Öle lassen keine Zweifel an der wertvollen medizinischen Wirkung zu.

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In der Mystik hat das Heilkraut große Bedeutung. Die ausgeschwitzten Tropfen sollen die Tränen der Göttin Freya sein, die sie vergoß, als ihr Gatte Od in die Schlach zog. So geht die Sage in den nordischen Völkern.
Das Christentum widmet die Pflanze der Maria, die alle Gläubigen unter ihren schützenden Mantel nimmt.
Hier sind die Tropfen auf den Blättern gleich gesetzt den Tränen der Engel, die dem Teufel Glauben schenkten und zur Strafe den Himmel und die Erde verlassen mussten. In den Blättern des Frauenmantels dürfen sie sich verstecken, wenn ihnen die Höllenqualen zu groß werden.
Hoffentlich habe ich keinen verschreckt, als ich mir meinen Vorrat pflückte.

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Nie sammle ich alles was wächst, gleich ob im Freien oder in meinem Garten. .. ein Teil für Insekten und andere…ein Teil für mich.
Tee aus Frauenmantel strafft das Gewebe, schützt vor Fehlgeburten und hilft bei Myomen und Zysten.
Ein Heilkraut, das alle Frauen unter seinen schützenden Mantel nimmt.

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Für mich der Beginn einer Leidenschaft.

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36 Antworten zu “Der Beginn meiner Kräuterleidenschaft oder Frauenmantel und der Tee daraus

  1. das Schönste am Frauenmantel sind die abperlenden Tropfen 🙂

    und Tee samt Kräutern – es ist hilfreich, mal im eigenen Garten zu suchen, was man/frau alles trinken kann… 🙂

    LG

    Macabros

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  2. Das gefällt mir außerordentlich gut. Vor allem, dass Du auch einen Teil für unsere nützlichen Insektens stehen lässt. Das mit dem Teufel – ich musste eben laut lachen, Danke für die morgendliche Erheiterung. 🙂

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  3. Wunderbar, auch deine Fotos. Danke!

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  4. sehr interessant, in deiner Ausführung lese ich deine Liebe zur Natur. .

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  5. ich habe seit letztem jahr zwei pflanzen zu stehen. sie gedeihen prächtig. und der tee schmeckt sehr gut. ich will ihn nicht mehr missen. danke für deinen schönen beitrag! 🙂

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  6. Dass er eine Wetteranzeigepflanze ist, wusste ich noch nicht! Ich mag die Frauenmantelblüten in der Vase, sie sind so filigran. Als Tee habe ich ihn noch nicht getestet. Sehr schön geschrieben!

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  7. Was ich bei dir immer wieder lernen kann,
    übertrifft ALLES in dieser Blogwelt !!!

    Danke ❤ ❤ ❤

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  8. Wieder durften wir etwas bei Dir lernen! Und wie gerne wir das tun, denn Du schreibst immer so toll, dass man einfach alles lesen muss! Jedes Wort, jeden Buchstaben muss man einfach aufsaugen! 🙂
    Wenn wir nicht schon Kräuter-Fanatiker wären, würden wir es durch Dich werden!
    Liebe Grüße und einen schönen Abend
    AnDi

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  9. Ein wieder sehr informativer Beitrag – schön 🙂
    LG von der Silberdistel

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  10. Wunderbare Fotos gemischt mit interessanter Recherche, gegossen in malerische Worte. Ein ganz besonderes Teevergnügen, das mich heute köstlich genährt hat! Danke!!

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  11. eine wunderschöne Hommage an das tolle Kräutlein, das ein echter Tausendsassa für uns Frauen ist.
    Und geschmückt mit schönen Fotos.
    Danke dir dafür.
    alles liebe
    Ilanah

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  12. Die Blüten trocknest du auch? ich dachte nur das Kraut, …

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